Bürgerbegehren soll Informationszentrum der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald verhindern. Die Kritiker befürchten lärmende Schüler.

Hamburg. Es gab schon angenehmere Tage für Rüdiger Kruse. Das Konterfei des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten ist derzeit ziemlich oft in Eimsbüttel zu sehen, Kruse kandidiert erstmals für den Bundestag. Ausgerechnet jetzt steht dem Umwelt- und Finanzpolitiker aber Ärger ins Haus. Wobei "Haus" wörtlich zu nehmen ist - denn um die häuslichen Lebensumstände Kruses geht es, sowohl in privater wie in beruflicher Hinsicht. Kruse, Chef der Hamburger Abteilung der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), hat in seinem Niendorfer Wahlkreis beinahe ein Jahrzehnt prominent gewohnt. Nämlich im alten Forsthaus im Niendorfer Gehege. Seit 2007 hat das Wäldchen wieder einen eigenen Förster. Und der soll nach Willen des Bezirksamtes wieder dort einziehen.

Kruse überlässt jetzt das Haus dem Förster. Zuvor hatte er sich monatelang gegen seinen Auszug gewehrt. Zurzeit wehren sich auch die Bürger Niendorfs. Und zwar gegen einen Umstand, der mit Kruses Schutzgemeinschaft zu tun hat. Die befindet sich nämlich auch in den Räumen der Försterei. Die Büroräume sollen künftig im Nachbarhaus untergebracht werden. Zusätzlich möchte die SDW aber ein "Haus des Waldes" bauen. Die Einweihung ist für 2011 geplant, der SDW möchte seine pädagogische Arbeit deutlich intensivieren. Bis zu 60.000 Kinder und Jugendliche sollen künftig jährlich vom SDW in die Geheimnisse von Flora und Fauna eingeweiht werden. Der Bauantrag läuft, finanziert werden soll das Vorhaben unter anderem aus den Mitteln des Konjunkturpakets II. Vier Millionen Euro könnte Kruse da einplanen - wenn ihm nicht die "Freunde des Niendorfer Geheges" in die Quere kommen. Die haben ein Bürgerbegehren formuliert - mit dem Ziel, den Bau des Multifunktionshauses zu verhindern. Dort sollen Seminare, Projekte und Ausstellungen stattfinden. Auf 2856 Quadratmetern Nutzfläche.

"Das Gebäude ist völlig überdimensioniert", sagt Lucian Neitzel, der zusammen mit Rudolf Frank das Begehren initiiert hat (www.haende-weg-vom-nien dorfer-gehege.de). Dem 76-jährigen Neitzel, einst Redakteur beim NDR, stößt das Vorhaben der Waldfreunde mächtig übel auf. Er ist vom "Haus des Waldes" so genervt, dass er auch verbal schwere Geschütze auffährt: "In das kleine Niendorfer Gehege soll ein Palast gestellt werden - außerdem zweifele ich grundsätzlich an der pädagogischen Kompetenz der Beteiligten."

Was die Initiatoren besonders stört, sind die acht Bäume, die für die Errichtung des Gebäudes gefällt werden sollen. Neitzel: "Da bekommt ein privater Träger ein Stück öffentlichen Wald geschenkt." Außerdem bestehen Vorbehalte gegen die "Instrumentalisierung" des Geheges - vorsichtig ausgedrückt. Frank, passionierter Spaziergänger, fürchtet sich vor noch mehr Unruhe - ausgelöst durch lärmende Schulklassen. "Für uns Niendorfer ist der Wald Erholungsgebiet, hier lärmen teilweise 300 Kinder gleichzeitig, wenn die SDW ihre Touren macht."

5754 Unterschriften werden für ein erfolgreiches Begehren gebraucht, um die Bürger über das "Haus im Walde" entscheiden zu lassen. Unlängst stellte CDU-Politiker Kruse sein Konzept im Ortsausschuss vor.

Besonders amüsiert ist er hinsichtlich der umtriebigen Gegner nicht. "Wir sind der bedeutendste umweltpädagogische Anbieter in Hamburg und brauchen neue Räumlichkeiten", sagt Kruse und verweist auf die beinah feindselige Stimmung, die seinen Mitarbeitern entgegenschlägt. "Auf die Einladung, sich die Arbeit der SDW vor Ort anzusehen, haben unsere Kritiker nicht reagiert."