Als ich noch in Hamburg lebte, habe ich an dieser Stelle gern über Erlebnisse im öffentlichen Nahverkehr getratscht. Heute, wo ich die meiste Zeit in Shanghai verbringe, lächle ich darüber.

Drängeln, schubsen, schimpfen? Ist hier normal. Der Bus ruckelt, als habe der Fahrer Känguru-Benzin getankt. Dazu Menschen, die im Gedränge schlafen und sich ungeniert an mich kuscheln, röhrend rülpsen oder das Hemd ihres Gegenübers heimlich als Brillen-Putztuch verwenden. Besonders nett ist es zur Stoßzeit am Abend: Wenn ich im Menschenmeer in Richtung Metro treibe und versuche, mir einen Abstand von wenigen Zentimetern zu erarbeiten. Wenn mir bei 35 Grad Hitze der Duft von streng riechendem Tofu und eingelegten Eiern um die Nase weht. Ja, dann sehne ich mich nach dem guten, alten Hamburg. So ein Perspektivwechsel hat etwas Bereicherndes. Nicht nur für das Bus- und Bahnfahren.