Dr. Reinhard Lindner ist Leiter des Therapie-Zentrums für Suizidgefährdete.
Hamburger Abendblatt:
Die Suizidrate nimmt seit einigen Jahren ab. Woran liegt das?
Reinhard Lindner:
Das hat verschiedene Gründe. Unter anderem hat sich die psychiatrische Versorgungslandschaft deutlich verbessert. Es gibt heute viel mehr Angebote für psychisch Kranke - einerseits im sozio- und psychotherapeutischen Bereich, andererseits in der medikamentösen Behandlung.
Abendblatt:
Trotzdem gibt es jährlich immer noch rund 10 000 Suizidopfer. Was können wir tun, um die Zahlen weiter zu senken?
Lindner:
Wir müssen die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren und den Betroffenen die Möglichkeit geben, mit ihren Angehörigen und mit Professionellen sprechen zu können.
Abendblatt:
Wie erkennen Angehörige, dass jemand suizidal ist und was sollten sie dann tun?
Lindner:
Wenn sich jemand immer mehr zurückzieht, teilnahmslos wird und nicht mehr spricht, sollte man ihn auf die Gründe ansprechen. Wenn jemand hingegen konkret sagt, dass er Suizid-Gedanken hat, sollte man professionelle Hilfe suchen.
Interview: Miriam Opresnik