Ein Halbmarathon mit mehr als 5000 Teilnehmern macht das Anfeuern ziemlich schwierig: Wie soll man bloß in dieser Menge an Läufern Mutter, Bruder oder Freund entdecken?

Die zweijährige Sophie-Marie Röpke aus Hittfeld schafft es trotzdem. Aufgeregt streckt sie ihren Arm aus dem Kinderwagen und lässt sich von ihrem vorbeilaufenden Vater Lars Röpke (35) abklatschen. Sophie-Marie und ihre Mutter Silvia (31) warten wie Hunderte andere auch bei den Landungsbrücken auf die Läufer. Der Angefeuerte kann die Unterstützung gut gebrauchen: Lars Röpke will den Halbmarathon in 85 Minuten schaffen. Nicht jeder ist so ehrgeizig. Thorsten Hinz (45) aus Langenhorn will einfach nur ankommen. Zur Vorbereitung hat er viel Reis mit Hähnchen gegessen und lässt sich an der Strecke von seiner Familie bejubeln.

Die Stimmung beim Hella-Halbmarathon erinnert an ein Volksfest. Auf dem Spielbudenplatz und am Baumwall sorgen Trommler für Stimmung, bei den Landungsbrücken schwenken Zuschauer bunte Fahnen, und überall pfeifen, rasseln und jubeln Unterstützer. Auch Crêpes und Würstchen werden verkauft - allerdings erst beim Zieleinlauf neben dem Tennisstadion am Rothenbaum. Sven Sölter (27) aus Lurup freut sich darüber nur bedingt: "Ich habe schon auf der Hälfte der Strecke ziemlichen Hunger bekommen, und dann riecht es auf den letzten Kilometern auch noch überall nach Essen." Mit einer Zeit von 1:53 Stunden war er langsamer als Lars Röpke, der sein selbst gesetztes Ziel um eine Minute verpasste. Trotzdem ist Röpke guter Dinge, als ihn Frau und Tochter am Ziel empfangen: "Ich habe mir meine Kräfte gut eingeteilt und konnte am Ende sogar noch zu einem Sprint ansetzen."

Von 12 Uhr an kommen mehr und mehr erschöpfte Läufer ins Ziel. Gilbert Kirwa (24) aus Kenia sitzt da schon längst im Restaurant und entspannt sich. Der Sieger des Halbmarathons ist zum ersten Mal in Hamburg und hat einen positiven Eindruck: "Das Wetter ist angenehm kühl. So kann man besser laufen als in Kenia." Gemeinsam mit sieben weiteren Läufern ist Kirwa am Donnerstag in der westkenianischen Kleinstadt Iten aufgebrochen, um zwei Wochen lang an verschiedenen Rennen in Europa teilzunehmen. Auch die Zweit- und Drittplatzierten kommen aus Iten, an Tagen wie diesen werden aus Trainingspartnern Konkurrenten.

Ronald Dlipchumba (27) bestellt sich erst mal ein deutsches Bier: "Das ist gut für die Seele." Mehr als einen Schluck will der Siebtplatzierte allerdings nicht trinken, schließlich hat er noch einige Rennen vor sich. Zeit für Stadterkundung bleibt den Kenianern nicht, nach der Siegerehrung geht es gleich weiter in die Niederlande, wo es beim nächsten Halbmarathon um den Sieg geht. Von solchen Plänen ist Lars Röpke noch weit entfernt. Er will jetzt einfach nur noch in die Badewanne.

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