Schwere Maschinen, glänzender Chrom, stolze Besitzer: Aus ganz Europa kamen Fans zum Biker-Treff.

Hamburg war am Wochenende das Mekka der Motorradfahrer. Das Stadtbild war geprägt von chromblitzenden, schweren Maschinen samt ihrer stolzen Besitzer, die aus ganz Europa angereist waren.

Das ist der Anlass: die sechsten "Hamburg Harley Days" auf dem Gelände der HSH-Nordbank-Arena. Zehntausende Fahrer der amerikanischen Kultmarke gaben sich hier von Freitag bis Sonntag die Ehre. Nach Veranstalterangaben kamen rund 500 000 Besucher.

Allein die große Parade am Sonntag durch Hamburg, bei der rund 12 000 Biker mitfuhren, wurde nach Polizeiangaben von bis zu 150 000 Besuchern am Straßenrand und auf dem Gelände verfolgt.

Doch warum sind die "Hamburg Harley Days" ein solcher Publikumsmagnet - das Abendblatt hat sich gestern auf Spurensuche begeben: Es ist kurz nach zwölf, noch eine knappe Stunde bis zum Start der Parade. Rund 12 000 Biker werden mitfahren und sind voller Vorfreude. Auf der sogenannten Mainstreet hat sich bereits eine lange Schlange bis zum Start am Hellgrundweg gebildet. Eine Maschine glänzt mehr als die andere. Auch "White Bob" ist auf Hochglanz poliert. Diesen Namen hat Besitzer Jens Wiesener seinem "Schmuckstück" gegeben. Seine Maschine wurde bereits 1949 gebaut und von ihm liebevoll restauriert: "Ich habe mir mit dieser Maschine einen Traum erfüllt. Sie ist mein größtes Hobby", sagt der Glasermeister. Die "Hamburg Harley Days" sind für den 42-Jährigen ein Muss: "Diese Veranstaltung ist Kult. Hier trifft man Gleichgesinnte zum Fachsimpeln und Feiern." Das findet auch Thomas Theus aus Papenburg, dessen Maschine den roten Schriftzug "Don't touch" trägt. Sie ist schwarz und mit goldenen Auspuffrohren versehen: "Das ist ein Eigenbau, dafür habe ich fast zwei Jahre gebraucht", sagt Thomas Theus (42). Solch ein Liebhaberstück hat aber auch seinen Preis: 44 000 Euro ist "Don't touch" laut Gutachten wert, wie Besitzer Theus erklärt. Für viele der Besucher hinter den Absperrgittern zur Mainstreet ist das viel Geld: "Ich bin fasziniert von diesen Maschinen. Aber ich werde mir wohl nie so eine Harley leisten können. Dafür kaufe ich mir heute noch ein T-Shirt", sagt ein junger Mann. Die Bekleidung mit dem Harley-Logo wird in den weißen Verkaufszelten angeboten, aber nicht nur das. Es gibt alles, was das Bikerherz begehrt: Schlüsselanhänger, Uhren, Gürtel und sogar einen Stoffaffen im Motorradoutfit. Natürlich dürfen auch Lederhosen, die dann schon mal ein ganzes Stück mehr als 400 Euro kosten, und Motorradjacken nicht fehlen. Die soll es heute für Siegfried Appel (66) aus Recklinghausen nicht sein. Der Rentner interessiert sich eher für die Aufkleber, während Lebensgefährtin Doris Hartenstein (54) ein graues Shirt in den Händen hält: "Das gefällt mir. Ein tolles Angebot hier." Aber die beiden sind nicht nur zum Einkaufen hier: "Wir sind wie eine große Familie. Wer Harleys und Feiern liebt, der darf hier nicht fehlen", sagt Appel.

Inzwischen ist es 12.45 Uhr geworden, und die Zeit des Starts rückt näher. 33 Kilometer ist der Rundkurs durch Hamburg lang und führt auch am Hafen vorbei und über die Reeperbahn. Die elfjährige Nina wird auch mitfahren. Die Schülerin wird von Vater Marco Kölbl (35) chauffiert: "Wenn ich gleich losfahre, setzt bei mir wieder dieses Gefühl von Freiheit ein", sagt der Personal Trainer.

Jetzt, endlich, ist es so weit: Um Punkt 13 Uhr setzt sich der nicht enden wollende Korso in Bewegung - angeführt von Schauspieler Till Demtrøder. Das Geknatter ist ohrenbetäubend. Die Schaulustigen haben ihre Fotoapparate gezückt. Die Rundfahrt verläuft ohne größere Zwischenfälle: "Der Verkehr ist nur leicht behindert worden", sagt ein Polizeisprecher.

Ein Motorradfahrer stürzt und muss im Krankenhaus behandelt werden. Alle anderen Teilnehmer erreichen das Veranstaltungsgelände ohne Blessuren und freuen sich wohl schon auf das nächste Jahr. Der Termin ist noch nicht bekannt, aber eines steht fest: Auch in 2010 wird es wieder die "Hamburg Harley Days" geben.