Welche Spuren haben die Pilzköpfe hinterlassen? Kultfotograf Günter Zint führte das Abendblatt durch die Ausstellung.

Hamburg. An einer Litfaßsäule werben Plakate für "Rosi im Champagnerbad" und "Damenboxkämpfe". Die Namen Indra, Kaiserkeller, Top Ten und Star-Club leuchten in bunter Neonschrift über den originalgetreu nachgebildeten Fassaden der ehemaligen Musikklubs. "So sah es damals aus", sagt Günter Zint, "als die Beatles Anfang der 60er hier auf St. Pauli aufgetreten sind."

Der Hamburger Kultfotograf steht im fünften Stock der Erlebniswelt Beatlemania, die heute im ehemaligen Erotic Art Museum an der Reeperbahn ihre Türen öffnet. Auf 1300 Quadratmeter Ausstellungsfläche können die Besucher eine Zeitreise in die Welt der Fab Four unternehmen. Sie beginnt mit dem Eintauchen in die Kiez-Atmosphäre vergangener Zeiten. Bis zu neun Stunden täglich spielten die Jungs aus Liverpool dort, später bekamen sie ein Engagement im Kaiserkeller und schließlich im Star-Club.

"Zunächst waren die Beatles wie alle englischen Bands: laut und lustig", erinnert sich Günter Zint, der damals für den Star-Club fotografiert hat - und dabei neben den Beatles auch spätere Weltstars wie Jimi Hendrix vor die Linse bekam. Zint hat den Beatlemania-Machern viele der alten Fotos zur Verfügung gestellt - selbst geschossene und weitere aus seinem umfangreichen Archiv. Beim Rundgang durch die Ausstellung fallen ihm aber auch zu anderen Exponaten Anekdoten ein. "Diese Bühnenbretter habe ich aus dem Star-Club gerettet, bevor er abgerissen wurde", sagt Zint und zeigt auf massive Holzdielen, die zwischen Instrumenten, Verstärkern und alten Möbeln zu sehen sind. "Im Keller habe ich auch die Gagenquittungen der Beatles gefunden." Einige davon sind im nachgebauten Büro des Musikproduzenten Bert Kaempfert zu sehen, der die Pilzköpfe damals unter Vertrag hatte. Das Managerbüro ist Teil des schummrig-beleuchteten "Backstage Bereichs" in der vierten Etage von Beatlemania. Hier ist auch das Abbey Road Studio aufgebaut, wo die Besucher einer Beatles-Session zuhören und zu ausgewählten Songs Karaoke singen können. Einen Raum weiter, in einer Art Kino, können sie sich von der Hysterie anstecken lassen, die die Fans bei Beatles-Konzerten erfasste. Günter Zint zeigt auf ein großes Foto. "Das habe ich am Hamburger Flughafen aufgenommen", sagt er. "Die Mädchen haben sich aufs Rollfeld gelegt, um die Abreise ihrer Idole zu verhindern."

Durch die Beatle-Manie lief auch die Werbeindustrie auf Hochtouren. Im letzten Raum der vierten Etage stehen Vitrinen voller Original-Fan-Artikel aus den 60er-Jahren: Gläser, Beatles-Figuren aus Plastik, Sticker und Nylonstrümpfe mit eingewebten Pilzköpfen. Die Fan-Artikel stammen von Uwe Blaschke, der laut Zint als weltweit größter Beatles-Sammler gilt.

In der dritten Etage wird's surrealistisch und bunt - so, wie die Fans es vom Album "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" kennen. Ein paar Schritte weiter, und die Besucher finden sich plötzlich im Bauch des Yellow Submarine wieder - für die passende Atmosphäre sorgen Geblubber und Bullaugen, in denen Zeichentrickfilme laufen. Über einen mit Zeitungsartikel tapezierten Flur gelangt man in das Zimmer eines Beatle-Fans, in dem Konterfeis der Musiker auf Kissen, Postern und Kleidern prangen. "Auch wir haben die Beatles geliebt", erinnert Günter Zint. "Wenn eine neue Scheibe rauskam, haben wir schon um fünf Uhr morgens vor dem Plattenladen gestanden."

Zwei Jahre Arbeit und 2,5 Millionen Euro haben die Beatlemania-Macher um Konzertveranstalter Folkert Koopmans investiert. Jedes kleinste Detail ist den Fab Four gewidmet - damit auch wirklich alles so aussieht wie damals, als sie Anfang der 60er hier auf St. Pauli aufgetreten sind.