Als Medizinstudent hatte der gebürtige Berliner Joachim Winkelmann gemeinsam mit einer Kommilitonin einmal das Derby besucht, 1957 war das.

"Sonst", so erinnert sich der 76 Jahre alte Arzt im Ruhestand, "hatte ich mit Pferden nicht viel am Hut."

2003 änderte sich das grundlegend - von einem auf den anderen Tag. Wieder einmal spazierte er mit Ehefrau Christine, die Kommilitonin von damals und gleichfalls promovierte Medizinerin, vom Haus in Klein Flottbek runter zur Elbe. Vorbei am Springreitgelände mitsamt der verwitterten Gedenktafel für Eduard F. Pulvermann, den Begründer des Derbyparcours.

"Wer war eigentlich dieser Mann mit dem legendären Namen?", fragte er sich. "Welche Geschichte, welches Schicksal stecken dahinter?" Die Suche in Zeitungsarchiven lieferten nur eine Handvoll Informationen, zeichneten jedoch kein umfassendes Bild. Dr. Joachim Winkelmann wollte mehr wissen, möglichst alles. Erste Recherchen mit bisher unbekannten Informationen weckten immer mehr Leidenschaft.

Der Vorschlag, den Wanderweg am Rande des Klein Flottbeker Derbyparks Eduard F. Pulvermann zu widmen, wurde vom Bezirksamt Altona 2004 aufgegriffen, dem 60. Todesjahr des Hanseaten und namhaften Reitersmannes. Als weitere Forschung ergab, dass Pulvermann zwar väterlicherseits jüdische Großeltern hatte, jedoch Protestant war und christlich erzogen wurde, mussten die Informationen auf den Straßenschildern geändert werden.

Immer öfter zog es Winkelmann fortan ins Staatsarchiv und Antiquariate. "Daraus machen wir ein Buch!", riet eines Tages Tochter Annette, eines von vier Kindern. Das war die Initialzündung. Winkelmann forcierte seine Fahndung, stöberte in alten Akten und Kirchenbüchern, schaltete Zeitungsannoncen, klapperte in Norddeutschland Archive und Antiquariate ab, surfte im Internet. Mehr als 20-mal traf er die beiden noch lebenden Töchter Pulvermanns, kontaktierte entfernte Familienangehörige in aller Welt. Neue Fakten steigerten das Jagdfieber. In Berlin gelangte er an jahrzehntelang in der DDR verschlossene Gerichtsakten aus den Prozessen der NSDAP-Justiz gegen Pulvermann. Ergebnis: Viele bis dato veröffentlichte Angaben waren schlicht falsch.

2007 war es geschafft. Im Eigenverlag erschien die Biografie "Eduard F. Pulvermann 1882-1944". 160 Seiten, 14,95 Euro. Bis auf einige Restexemplare ist die Auflage von 1000 Büchern vergriffen. Gespräche mit einem Hamburger Verlag über eine erheblich aktualisierte Neuversion sind im Gange.

Derweil fahndet Joachim Winkelmann nach weiteren Unterlagen. Wo ist die Bronzestatue, die Pulvermann auf Tristan darstellt? Und wo steckt der unbekannte Käufer, der vor Jahren im Abc-Antiquariat an den Hohen Bleichen umfangreiche Aufzeichnungen über Pulvermann erwarb? Darunter befinden sich vermutlich handschriftliche Jugend- und Kriegserinnerungen.

Joachim Winkelmann, zu erreichen unter der Email-Adresse poesel-press@hamburg.de , geht davon aus, dass es noch viel Unbekanntes gibt - von historisch großem Wert. (jmo)