Liebe Mama,

dass man mit einem angestauchten Zeh lieber nicht wandert, weiß ich seit mindestens zwanzig Jahren. Auf einem Schotterweg war ich damals gestolpert, hatte auf einmal das, was Nicht-Mediziner "ein Loch im Kopf" nennen, und lag für eine Nacht in einem österreichischen Krankenhaus. Es war keine ernsthafte Verletzung, aber doch Grund genug für die Pfadfinder-Gruppe, Vater und Dir in Hamburg Bescheid zu geben.

Deine Reaktion kenne ich nur aus Erzählungen, es soll sich ungefähr folgendermaßen abgespielt haben. Du: "Ich muss jetzt los, Alexander liegt im Krankenhaus!" Vater: "Aber wie willst Du da hinkommen? Ich glaube nicht, dass da heute noch ein Flug hingeht." Du: "Na wie schon? Mit dem Auto!" Vater konnte Dich zwar von dem überstürzten Ausflug auf die A 7 abhalten, aber nicht erst seitdem weiß ich, dass Du, liebe Mama, für mich und meine Schwester Anna immer da bist. Nun ist dieser 10. Mai für Dich nicht nur ein weiterer Muttertag, sondern auch der allererste Omatag. Und wenn wir uns alle heute Nachmittag treffen, dann werde ich meinem wenige Monate alten Neffen sagen, dass er wahnsinniges Glück hat. Nicht nur wegen der Oma - sondern weil seine eigene Mama in Sachen Mutterliebe ganz offensichtlich schwer nach der Oma kommt.

Dein Alexander