World Future Council hat Geldsorgen und steht vor einer ungewissen Zukunft. Die Stadt fühlt sich ausgegrenzt.

Das Klima zwischen dem World Future Council (WFC) und der Stadt Hamburg wird immer frostiger. Der Rat, der am 10. Mai vor zwei Jahren von Hamburg aus angetreten ist, um nachfolgenden Generationen eine lebenswertere Welt zu hinterlassen, steckt nicht nur in Finanzsorgen, es gibt auch zunehmend Kritiker, die keinen Image-Gewinn für Hamburg sehen. "Auf uns ist der WFC trotz vieler Vorschläge nie zugegangen. Die großen Chancen für Hamburg sind verschlafen worden", sagt der Bürgerschaftsabgeordnete Rüdiger Kruse (CDU).

Dagegen wehrt sich WFC-Geschäftsführerin Alexandra Wandel: "Hamburg ist der ideale Standort, aber wir agieren weltweit!" In einem Jahr läuft nun die Anschubfinanzierung von fünf Millionen Euro der Stadt Hamburg (2,5 Millionen), des Unternehmers Michael Otto (1,5 Millionen) und Privatpersonen (eine Million Euro) aus. Diese hatten die auf drei Jahre befristete Finanzierung und damit die Gründung des WFC in Hamburg möglich gemacht. Gerade noch eine Million Euro soll jetzt von den fünf Millionen übrig sein.

"Nur mit Spenden und ohne weitere Finanzierungshilfen können wir weltweit nicht mehr agieren", hatte WFC-Gründungsmitglied und der Erfinder des Alternativen Nobelpreises, Jakob von Uexküll, im Abendblatt-Interview beklagt. Gleichzeitig hatte er von Angeboten aus anderen Städten wie London und Miami/Florida gesprochen und über einen eventuellen Wegzug des WFC aus Hamburg laut nachgedacht. Pokert der WFC jetzt um seinen Verbleib an der Elbe?

Dabei hatte Bürgermeister Ole von Beust noch vor Kurzem ein Fundraising-Dinner für den WFC im Rathaus organisiert. Dort sollen zwei der anwesenden 18 Persönlichkeiten einen nennenswerten Betrag für den WFC in Aussicht gestellt haben. Für WFC-Geschäftsführerin Alexandra Wandel offenbar aber nicht ausreichend, denn sie sagte später: "Die Resonanz der Teilnehmer war positiv. Finanzzusagen zu unserer Zukunftssicherung gab es aber nicht." Eine Äußerung, die im Rathaus für Unmut gesorgt hat.

"Solche Äußerungen vom WFC sind nicht in Ordnung. So eine Startfinanzierung, wie Hamburg sie dem WFC gegeben hat, kriegt schließlich nicht jeder. Der WFC hat genug Zeit gehabt, seine Möglichkeiten in Hamburg zu nutzen. Stattdessen reden die immer von internationalen Projekten, bei denen Hamburg nicht eingebunden wird", kritisiert Rüdiger Kruse, der auch Vorsitzender des Haushaltsausschusses ist. Auch den mangelnden Kontakt zu den Fraktionen und ins Rathaus beklagt er. "Am Anfang ist der WFC angetreten mit dem Hinweis, die enge Zusammenarbeit mit den Parlamenten zu fördern. Bisher sind sie auf keine Fraktion zugegangen, haben keine ihrer Ideen an uns herangetragen. Stattdessen haben wir schon vor Monaten diverse Ideen zu den aktuellen Themen Klimaschutz und Finanzkrise an den WFC herangetragen, ohne eine Reaktion zu bekommen", sagt Kruse. Auch sein Vorschlag, einen internationalen Kongress mit dem WFC über Klima und Finanzen in Hamburg zu organisieren, wurde vom WFC nicht verfolgt.

Auch B.A.U.M-Vorstand und WFC-Gründungsmitglied Professor Maximilian Gege beklagt die mangelnde Hamburg-Werbung beim WFC. "Mir fehlt die Bindung des WFC an die Stadt. Wir haben zum Beispiel dem WFC gleich alle unsere Konzepte zum Klimaschutz zur Verfügung gestellt. Sie haben sie nicht genutzt, greifen zu wenig auf Hamburgs Ressourcen zurück", sagt Gege.

Dazu sagt WFC-Geschäftsführerin Alexandra Wandel: "Wir arbeiten mit vielen Hamburger Institutionen wie zum Beispiel der IBA (Internationale Bauausstellung 2013) und der HafenCity-Universität (HCU), sehr fruchtbar zusammen. Das zweite Treffen der gemeinsamen Expertenkommmission von WFC und HCU zum Thema 'Städte und Klimawandel' fand gerade im Hamburger Rathaus statt." Wandel weiter: "Wir weisen in unseren Broschüren und auf Veranstaltungen in aller Welt immer wieder auf Hamburg mit unserem Generalsekretariat hin. Bei 1200 Presseerwähnungen des WFC wurde in 40 Prozent die Stadt Hamburg erwähnt. Aber wir sind eben eine globale Stiftung, die weltweit und nicht nur in Hamburg agiert."

Dennoch befürworten jetzt Professor Gege und Rüdiger Kruse die Idee, unterhalb des WFC-Vorstands einen hauptamtlichen Geschäftsführer einzustellen, der den regionalen Kontakt zu Hamburgs Verbänden, den Forschungsgremien und der Politik hält. Gege: "Die Philosophie des WFC ist so weit oben wie in einem Wolkennest angesiedelt. Dabei sollte die Strahlkraft des WFC aus Hamburg kommen."