Aufruhr im Universitätsklinikum Eppendorf: Drei Monate nach dem Umzug in das 190 Millionen Euro teure Neue Klinikum schlagen mehr als zwei Dutzend UKE-Chefärzte, Ärztliche Leiter und ihre Stellvertreter Alarm.

Hamburg

In einem sechsseitigen Brief an den UKE-Vorstand um den Ärztlichen Direktor Professor Jörg F. Debatin berichten die Ärztlichen Leiter aus 15 verschiedenen medizinischen Zentren des UKE von zahlreichen gravierenden Problemen in den Bereichen Zentrale Notaufnahme, OP, Bettenmanagement, Intensivmedizin und Polikliniken. Sie führten in vielen Fällen dazu, dass "die Patientensicherheit gefährdet ist".

Ein beispielloser Vorgang, der zeigt, dass es in der angeblich modernsten Klinik Europas eklatante Mängel in der Organisation und Logistik gibt. Besonders groß scheinen die Schwierigkeiten in der Zentralen Notaufnahme zu sein. "Die logistische Versorgung der Notaufnahme macht weiterhin große Probleme", schreiben die Autoren des Brandbriefes. Das gilt offenbar vor allem für das Bereitstellen des OP-Besteckes. "Notfall-Thorakotomie-Siebe waren nicht vorhanden, was eine unmittelbare Gefährdung der Patienten zur Folge hatte." Diese Vorfälle seien auch gemeldet worden. "Darüber hinaus mangelt es an der Bereitstellung von Spezialmedikamenten."

Ein weiteres gravierendes Problem scheint die neu in Betrieb genommene Informationstechnologie zu sein. Die Schnittstellen der neuen sowie der noch in Gebrauch befindlichen Computerprogramme "bilden ein großes Problem". Die Systeme selbst, so die Schilderung der verzweifelten Chefärzte, "sind zu schwerfällig", und "aufgrund der Schnittstellenproblematik kommt es zum Untergehen von Befunden".

Der Ärztliche Direktor des UKE, Professor Jörg F. Debatin, räumte Probleme und Personalengpässe ein. "Das UKE hat seit Januar 2009 mehr als 60 Mitarbeiter im Bereich der Pflege zusätzlich eingestellt", sagte Debatin. "Aufgrund des unvorhergesehenen Wachstums stellt das UKE in allen Berufsgruppen weiter ein."