Alte Eiche wurde gefällt, obwohl sie im Bauvorbescheid als “zwingend erhaltenswert“ eingestuft wurde.

Die vom Bezirk Nord genehmigte Baumfällung auf dem Grundstück hinter dem ehemaligen Hotel Hanseatic an der Sierichstraße wirft immer mehr Fragen auf. Jetzt wurde bekannt: In einem Vorbescheid, den das Bezirksamt am 4. März 2008 dem Investor Kai Esselsgroth für sein Bauvorhaben erteilt hatte, wurde eine alte Eiche als "zwingend zu erhalten" eingestuft. Am 3. März dieses Jahres wurde dann jedoch vom Bezirksamt eine Fällgenehmigung für genau diesen Baum erteilt. Diese Entscheidung kritisiert GAL-Fraktionschef Holger Koslowski scharf: "Das Handeln des Bezirksamts ist nicht nachvollziehbar. Hier wurde für einen schützenswerten Baum, der dem geplanten Neubau im Wege stand, plötzlich ohne Begründung eine Fällgenehmigung erteilt." Koslowski erwartet nun, dass die Verwaltung erklärt, was zu diesem Sinneswandel führte. Auch die SPD kritisiert das Vorgehen der Verwaltung: "Wir können diese Entscheidung nicht nachvollziehen. Auch in diesem Fall zeigt sich, dass die neue Hamburger Bauordnung offensichtlich solche massiven Eingriffe in die ökologische Gesamtstruktur ermöglicht", sagt Fraktionschef Wolfgang Kopitzsch, der auch der desgnierte Bezirksamtsleiter für Nord ist.

Auch Eberhard Heddaeus aus der Kanzlei Rembert, der zwei Nachbarn vertritt, beschäftigt sich mit dem Vorgang: "Der Vorbescheid hatte noch Gültigkeit, als die Fällung der mehr als 100 Jahre alten Eiche genehmigt wurde. Besonders dieser Aspekt macht das Handeln des Bezirksamts so fragwürdig."

Wie berichtet, hatte die Politik bereits kritisiert, dass der Bezirk überhaupt eine Fällgenehmigung für mehrere Bäume auf dem Gelände erteilt hatte, ohne dass der Bauausschuss über das geplante Bauvorhaben entschieden hatte.

Investor Esselsgroth will das Hotel Hanseatic abreißen und dort 15 Eigentumswohnungen inklusive Tiefgarage bauen.

Der Bauausschuss und die Nachbarn halten das Projekt für "überdimensioniert". Esselsgroth plant einen Neubau mit sechs Etagen, "der zum rechten Nachbarn hin auf vier Etagen plus Staffelgeschoss hin abtreppt", so Esselsgroth.

In der kommenden Woche wird Rechtsanwalt Heddaeus ein Gespräch mit Baudezernent Michael Fiebig wegen des Bauvorhabens im Auftrag seiner Mandanten führen und dabei auch die umstrittene Fällgenehmigung für die Eiche ansprechen. Das Bezirksamt sieht allerdings kein eigenes Fehlverhalten. Sprecher Peter Hansen: "Die Abwägung des baulichen Rechtsanspruchs und die eingeschränkte Kronenentwicklung der Eiche, bedingt durch den engen Stand der Bäume im hinteren Grundstücksteil, haben schließlich zur Fällgenehmigung der Eiche mit Auflagen für Ersatzpflanzungen auf dem Grundstück geführt." Keinen Grund zur Aufregung sieht Investor Esselsgroth: "Die Eiche hätte bei der Verwirklichung des Bauvorhabens gestört."