Geht es nach den Sonntagsreden von Politikern und Verbandsfunktionären, müssten ältere Mitarbeiter wegen des drohenden Fachkräftemangels in den Unternehmen geradezu hofiert werden. Auch wenn davon im Alltag wohl kaum die Rede sein kann, hat sich im Vergleich zu früheren Jahrzehnten einiges verändert: Den systematischen Frühverrentungswellen wie in den 1980er-Jahren hat die Politik einen Riegel vorgeschoben, der Anteil der Erwerbstätigen unter den 60-bis 64-Jährigen hat sich seit dem Jahr 2000 auf 41 Prozent mehr als verdoppelt. Und manche Firmen, wie das Hamburger Beratungshaus Putz & Partner, fördern die Beschäftigung erfahrener Kollegen gezielt.

Doch in der Breite der deutschen Wirtschaft ist es mit der Wertschätzung "älterer" Arbeitnehmer - womit häufig schon 45-Jährige gemeint sind - wohl doch noch nicht so weit her. Etwa die Hälfte aller Betriebe beschäftigt keine Personen über 50 Jahre. Etliche Firmen nehmen viel Geld in die Hand, um ihnen den vorzeitigen Abschied zu versüßen - denn Jüngere sind auf Dauer schlicht billiger. Gleichzeitig sinken die Chancen, in diesem Alter einen neuen Job zu finden, drastisch. All dies ist zynisch, wenn man bedenkt, dass zum Beispiel Akademiker dann ein Drittel ihres Berufslebens noch vor sich haben.

Es wird höchste Zeit, Modelle zu entwickeln, wie man ältere Kollegen in den Firmen sinnvoll, das heißt ihren Vorzügen sowie Bedürfnissen entsprechend, einsetzen könnte. Doch so knapp ist der Nachwuchs offenbar doch noch nicht, dass man sich diese Mühe machte.