Iranischer Geisterbeschwörer wollte Tod eines Türken aufklären - vergeblich

Hamburg. Um den Mord an einem türkischen Gemüsehändler aus Bahrenfeld aufzuklären, bediente sich die Hamburger Polizei im Jahr 2008 unorthodoxer Ermittlungsmethoden: Sie nahm Kontakt zu einem iranischen Geisterbeschwörer auf. "Ja, es stimmt, es gab ein solches Treffen. Das war eine der mehr als 500 Spuren, denen die Ermittler nachgegangen sind", sagte Polizeisprecher Markus Streiber dem Abendblatt. Wie sich erst 2011 herausstellte, war der am 27. Juni 2001 erschossene 30-Jährige eines von neun Opfern der Zwickauer Neonazi-Zelle.

Alte Ermittlungsakten, die dem Abendblatt vorliegen, zeigen, wie die Kooperation zustande kam. Demnach hatte der 42-Jährige sich gegenüber der Polizei als "Metaphysiker" ausgegeben und versprochen, die Beamten bei ihren Ermittlungen "entscheidend" voranzubringen. Geld erhielt er dafür jedoch nicht. Im April 2008 teilte der Hellseher den Beamten das Ergebnis seiner "metaphysischen Befragung" mit. So habe er in einer Hamburger Wohnung "zehn bis 15 Minuten" Kontakt mit dem Mordopfer aufnehmen können, das den Täter unter anderem als "Südländer mit braunen Augen und schwarzen Haaren" beschrieben habe. Sämtliche Angaben des Mannes, mit dem es keine weiteren Treffen gab, erwiesen sich allerdings als unbrauchbar.