Frauen bei der Harburger Schützengilde? Wenn überhaupt, dann nur als Begleitung der Schießsportler beim abendlichen Ball. So lautet die Regel. Normalerweise. Eine Ausnahme ist allerdings Swantje Kabuse, 27. Sie ist die Majestät des Heimfelder Schützenvereins und darf jetzt qua ihres ehrenvollen Amtes offiziell am großen Gildefest teilnehmen - weil zu ihm auch die Könige anderer Vereine gebeten werden. Nur das Vogelschießen der Gilde ist für sie tabu. So weit geht die Gleichberechtigung dann doch nicht.

Anders in ihrem eigenen Verein. Seit 1890, dem Gründungsjahr des Heimfelder Schießclubs, als dort nur Männer zu den Waffen greifen durften, hat sich einiges in Sachen Emanzipation getan. Seit 16 Jahren hat Swantje Kabuse immer mal wieder ins Schwarze getroffen - und ist jetzt laut Regelwerk "König" des Vereins. "Als Königinnen gelten bei uns die Partner des Königs." Damit es nicht zu Irritationen kommt, firmiert ihr Lebensgefährte Martin Dutschmann nun als Prinzgemahl.

Was für Außenstehende befremdlich wirken mag, ist für die Heimfelderin und ihre Familie seit Generationen normal: Swantje Kabuses Urgroßvater gründete 1895 den Rönneburger Schützenverein Kanzlershof. Großvater, Vater, Mutter und Bruder der Heimfelderin können sich ein Leben ohne Schützengemeinschaft nicht vorstellen. "Das ist eben bei uns so Tradition", sagt sie. An Emanzipation denkt da keiner.