Waffenlieferungen lassen den Syrien-Konflikt eskalieren

Geschichte wiederholt sich niemals, aber sie lässt Parallelen zu. Betrachtet man die syrische Krise, so vermag man einen starken Widerhall der Entwicklung in Libyen zu erkennen: Ein Despot lässt sein murrendes Volk zusammenschießen, es bildet sich eine Rebellenarmee und der Konflikt wächst sich zum Bürgerkrieg aus.

Dass auch der Tyrann in Damaskus irgendwann stürzen wird wie jener in Tripolis, ist wahrscheinlich - doch um die möglichen Umstände und Folgen muss man sich bezüglich Syriens weitaus größere Sorgen machen.

Der Iran und Russland - dessen Präsident sich von allen moralischen Skrupeln befreit zu haben scheint - liefern dem Volks-Mörder Assad aus Leibeskräften Waffen. Da scheint es nur gerecht, dass Saudi-Arabien und Katar, assistiert von der Türkei, die Rebellen mit Schießzeug versorgen.

Doch diese Hilfe birgt ein tödliches Risiko. Nicht nur, dass sie die syrischen Scharmützel immer mehr zu einem ausgewachsenen Bürgerkrieg mit noch mehr Todesopfern anschwellen lässt, der über die Flüchtlingsflut auch die Türkei tangiert. Die Rebellen sind keineswegs Lichtgestalten - auch sie begehen offenbar Morde. Die Waffenhilfe zwingt den Iran vor allem, sich noch massiver einzumischen. Den Mullahs in Teheran ist das persönliche Schicksal Baschar al-Assads zwar herzlich egal. Doch wenn Saudi-Arabien, der sunnitische Todfeind des schiitischen Iran, sowie Katar, das als Förderer radikalsunnitischer Terrorgruppen verdächtigt wird, sich anschicken, ein ihnen genehmes Rebellen-Regime in Damaskus etablieren zu wollen, dann steht die gesamte Position Teherans in der Region auf dem Spiel. Mit dem Fall Assads würden auch die Karten im Libanon neu gemischt, auf den der Iran und Syrien mittels der schiitischen Hisbollah bestimmenden Einfluss nehmen.

Der Syrien-Konflikt spiegelt nicht nur die Frontstellung in Sachen Demokratie und Menschenrechte zwischen China und Russland einerseits sowie dem Westen andererseits wider. Er beinhaltet auch die Gefahr, dass das 1350 Jahre alte Schisma zwischen Sunniten und Schiiten in der Region gewalttätig aufbrechen könnte.