Es fällt mehr und mehr auf, dass man immer und überall warten muss. Alles dauert länger, obwohl die Technik um einen herum immer schneller wird. Um diese zu entschleunigen, werden Telefonleitungen zu Schleifen gebunden, Behörden vergeben Nummern, damit man nicht sofort abgefertigt wird. Wir warten darauf, in die Bahn einzusteigen, und darauf, dass die Griechen aus dem Euro aussteigen.

Warten, warten, warten.

Womit wir unmittelbar bei der Relativitätstheorie sind. Sie beruht auf der Erkenntnis, dass man länger lebt, weil beim Warten die Zeit nicht so schnell vergeht wie sonst, also relativ langsam. Das nennt man dann die Gunst der Stunde, weil sie mehr als 60 Minuten dauert.

Wenn man die täglichen Wartezeiten hochrechnet, gewinnt man etwa 25 Prozent Lebenszeit. Die Lebenserwartung von normalerweise 80 Jahren steigt also auf 100. Das dynamische Warten setzt allerdings Eigeninitiative voraus. Wer keinen Arzttermin erfleht, muss auch nicht warten. Warten ist aber wichtig. Ärzte haben deshalb für diesen Vorgang eigene Zimmer eingerichtet, die Bahn logischerweise sogar riesige Hallen.

Gewarnt werden muss vor dem Anti-Extremwarten, was auch als Mega-Ungeduld bezeichnet werden kann. Wenn man etwa der Fähre nach Finkenwerder entgegenschwimmt, damit man schneller an Bord kommt, so verkürzt das nicht nur die Warte-, sondern auch die Lebenszeit.

Empfehlenswert ist folglich das positive Mentalwarten, das Glücksgefühle erzeugt. Kleiner Tipp: Am Donnerstag zum Beispiel beglückt grundsätzlich die Robinson-Methode, also das Warten auf Freitag. Denn danach kommt das Wochenende.

Und das Intensivwarten auf die Vorfreude, das ist doch die schönste Freude.