In der Manteltasche hatte der Abendblatt-Redakteur einen 100-Mark-Schein. Die erste große Leser-Aktion des Hamburger Abendblatts war geboren.

Hamburg. Im Februar 1949 zog Klaus Losch einen Mantel an, setzte sich Hut, Brille sowie eine Pappnase auf und klebte sich einen falschen Bart über die Lippen. In der Manteltasche hatte der damals 31 Jahre alte Abendblatt-Redakteur einen 100-Mark-Schein. Er machte sich auf den Weg zum Rathaus. Die erste große Leser-Aktion des Hamburger Abendblatts war geboren: Wer ihn erkannte und "Guten Tag, Herr Lombard" sagte, erhielt die 100 Mark.

Schnell wurde der Glücksbringer vom Abendblatt zum Stadtgespräch, zu einer hamburgischen Berühmtheit, die einmal in der Woche für Furore sorgte. Klaus Losch lief 14 Jahre lang durch die Stadt. Er war auch auf der Reeperbahn tags um halb eins unterwegs. Und er verteilte nicht nur 100-Mark-Scheine, sondern spendierte der "Glücksfamilie" das Haushaltsgeld für einen Monat, übernahm die Kosten für einen Einkaufsbummel, oder er zahlte überraschten Gästen im Restaurant ihre Rechnungen.

Wieso Lombard? Diesen Namen hatte sich die Frau des Abendblatt-Werbeleiters Hans-Heinrich Schreckenbach ausgedacht. Gut möglich, dass sie dabei die Lombardsbrücke im Blick hatte. Denn die dreibogige, in den Jahren 1865 bis 1868 erbaute Brücke über die Alster erhielt ihren Namen von dem Lombard, einem städtischen Leihhaus. Das älteste Leihhaus der Stadt diente in der Franzosenzeit als Kaserne und wurde 1827 abgebrochen. Herr Lombard vom Abendblatt jedoch verlieh kein Geld, sondern verschenkte es. Werihn als Erster erkannte und begrüßte, erhielt die 100 Mark.