Tausende beobachten gestern die Wanderung des Planeten “auf“ der Sonne. Ab 4.53 Uhr konnte das Ereignis in Hamburg beobachtet werden.

Hamburg/ Buchholz. Es war im wahrsten Sinne des Wortes ein Jahrhundertereignis: Die Venus ist gestern in den frühen Morgenstunden als kleiner Punkt an der Sonne vorbeigezogen. Erst im Jahr 2125 wird der nächste "Transit" - zumindest in Europa - zu sehen sein. Das wollte sich der elfjährige Jascha Tauffenbach vom Albert-Einstein-Gymnasium in Buchholz nicht entgehen lassen. Zusammen mit einigen Mitschülern und seinem Lehrer Herrn Falk hat er sich rechtzeitig auf einem Parkhaus in Position gebracht. "Der Moment war echt schön. Als hätte die Sonne ein Loch", sagte der Fünftklässler. Doch gucken allein war Jascha nicht genug. Mit dem Teleskop der Astronomie-AG seiner Schule und seiner eigenen Spiegelreflexkamera machte er Aufnahmen von dem Transit. Möglich wurde das durch ein spezielles, 3500 Euro teures Objektiv des Teleskops, für das die Schüler zuvor Spenden gesammelt hatten. Seine 17 Jahre alte Schwester Jana riet ihm, die Bilder einer Zeitung anzubieten. Jascha war zuerst skeptisch, rief aber dann selbst beim Abendblatt an. Auch neben der Schule beschäftigt sich Jascha viel mit Astronomie. "Meine Eltern hören zwar gerne zu, wenn ich etwas Neues herausgefunden habe, aber eigentlich mache ich das alles für mich alleine." Der Antrieb dahinter ist die Astronomie-AG: Streng genommen ist der Elfjährige noch zu jung. "Aber der Lehrer macht auch mal eine Ausnahme, wenn man großes Wissen hat." Deshalb hofft er, dass er vom nächsten Schuljahr an endlich dabei ist.

Im Planetarium hatte man nicht mit einem solchen Andrang gerechnet

Doch Jascha ist bei Weitem nicht der Einzige, der sich für das Phänomen begeisterte. Etwa 1500 Menschen sind in den frühen Morgenstunden ins Planetarium gekommen. Kinder mit ihren Eltern, Schulklassen, verliebte Paare, junge und alte Menschen - alle wollten sie den Transit sehen. Durch Fernrohre und spezielle Brillen konnte man das Ereignis in der Hansestadt ab 4.53 Uhr beobachten. Ganz einfach war das jedenfalls auch mit einer speziellen Finsternisbrille nicht. "Wenn man nicht wüsste, dass es die Venus ist, könnte man denken, die Sonne hätte einen Leberfleck", sagt eine Besucherin. Wie die meisten hier auf der Aussichtsplattform musste sie lange Schlange stehen.

+++ Um 4.53 Uhr war in Hamburg ein schwarzer Punkt zu sehen +++

"Mit so einem Andrang hatten wir nicht gerechnet", sagt Planetariumsdirektor Thomas W. Kraupe. "Die Veranstaltung war ein riesiger Erfolg." Zu diesem kosmischen Jahrhundertereignis war der Besuch des Planetariums kostenlos. Es gab sogar für alle Gäste ein Venus-Frühstück - Schnittchen und Franzbrötchen, dazu Kaffee.

Mit dabei war auch eine Familie aus Ottensen: Mama Gina, Papa Nicolas und die Kinder Paulina, 8, und Jonatan, 4. Es war Paulinas Wunsch, ins Planetarium zu fahren. "Wir haben in der Schule das Thema Planeten und Sterne. Deshalb wollte ich jetzt die Venus sehen", sagt die Achtjährige. Die Familie hatte sich den Wecker deshalb auf 4 Uhr gestellt. Die Kinder waren müde, die Eltern in Hektik. Dann noch die lange Warteschlange vor dem Aufzug, der zur Aussichtsplattform führt.

+++ In der Venus ist Magie drin +++

Doch um halb sieben war es dann geschafft. Gemeinsam warf die junge Familie einen Blick in den Himmel. Da war die Müdigkeit vergessen. Besonders die kleine Paulina strahlte, als sie durch die dunkle Brille blickte. Ob sie den Punkt nun wirklich gesehen hat oder nur glaubt, ihn gesehen zu haben, macht dabei eigentlich keinen Unterschied. Es ist die Stimmung auf der Aussichtsplattform, die die Besucher begeistert. Etwas Nachdenkliches, Romantisches und eine Prise Mystik liegen in der Luft.

Um kurz vor 7 Uhr ist die Venus dann ganz an der Sonne vorbeigezogen. Für die meisten Besucher geht es nun weiter zur Arbeit, für Kinder wie Paulina in die Schule. Sie wird sich noch lange an den Morgen erinnern, als sie den Punkt entdeckt hat, den die Erwachsenen Venus nennen.