Die schwerste Giftschlange der Welt - die Gabunviper- gehört mit einer Länge von mehr als zwei Metern auch zu den längsten Vipern. Optisch ist sie unauffällig.

Stellingen. "Ah, da sind sie ja, die Gabunvipern." Zufrieden nickend gehen die Besucher weiter. Gesehen haben sie zwar Giftschlangen - jedoch in den allerwenigsten Fällen Gabunvipern. Dr. Guido Westhoff kennt das schon: "Unsere Vipern tarnen sich einfach zu gut, und dann werden eben die farbigeren, schneller zu entdeckenden Grünen Mambas dafür gehalten", sagt der Leiter des Tropen-Aquariums und lacht. Beide Schlangenarten teilen sich ein Gehege im sogenannten Giftschlangendorf - und sollten optisch selbst bei einer ausgeprägten Rotgrünblindheit nicht verwechselt werden können ...

Denn Hörnchen, das Gabunviper-Männchen, und seine drei Artgenossen sind, hat man sie denn einmal erspäht, optisch wirklich auffällig: Ihre Zeichnung setzt sich aus cremefarbenen, olivgrünen und braunen Elementen zusammen. Herausgekommen ist ein Tarnkleid, das jedem Designer mit militärischem Faible die höchsten Lobeshymnen entlocken würde. Und das die Giftschlangen, halb eingegraben im Laub der Waldböden, auf denen sie leben, so gut wie unsichtbar macht.

Gabunvipern zählen zu den Puffottern. Sie leben in zwei Unterarten in West- und Zentralafrika und gehören mit einer maximalen Körperlänge von mehr als zwei Metern zu den längsten Vipern. Doch nicht nur das: "Ihre Giftzähne werden bis zu fünf Zentimeter lang und sind damit die längsten Giftzähne überhaupt", sagt Westhoff. Und mit einem maximalen Körpergewicht von zehn Kilogramm legt die Gabunviper auch noch den Superlativ "schwerste Giftschlange der Welt" obendrauf.

In Stellingen gibt es zwei Weibchen und zwei Männchen der Art zu sehen - alles Nachzuchten von 2008, die Hagenbeck von einem Züchter gekauft hat, erzählt Westhoff. Der Biologe ist selbst gar nicht so auf eigenen Vipern-Nachwuchs erpicht: "Bei Giftschlangen ist das so eine Sache. Man kann selbst nur eine begrenzte Anzahl halten und steht dann in der Verantwortung, einen seriösen Abnehmer zu finden." Doch noch seien die Gabunvipern ja auch noch recht jung, sodass es bisher noch keine Jungen bei den lebendgebärenden Schlangen gegeben hat.

Man muss es mögen, zu den Lauerjägern ins Gehege zu treten. Westhoff: "Die Tiere können blitzschnell zuschlagen, dabei auch seitwärts und rückwärts beißen. Das macht sie extrem gefährlich und führt immer wieder zu Unfällen." Deshalb werden die vier Schlangen auch immer erst in Boxen verstaut, wenn die Tierpfleger sich länger in dem Gehege aufhalten müssen. Zum Füttern ist das Sicherheitsprozedere aber nicht nötig: Die Mäuse und kleinen Ratten werden den Schlangen alle zwei Wochen mit einem langen Haken gereicht.

Auch wenn sich die Schlangen "nicht viel verhalten", wie Westhoff es ausdrückt - also hauptsächlich auf der faulen Haut liegen -, wachsen die vier Tiere gut: "Sie wiegen jetzt bereits etwa zwei Kilogramm und sind etwa einen Meter lang." Luft nach oben ist da also noch. Und auch noch genügend Luft, um sie nach Puffottermanier zu nutzen: Werden die Tiere bedroht, blähen sie sich stark auf und lassen die Luft dann zischend oder knallend entweichen.

Das passiert bei Hagenbeck nur nie. Weshalb man die Schlangen nicht nur nicht sieht - sondern auch nicht hört.

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