Maleco setzt auf ungewöhnliche Kompositionen für Wände und Möbel - und behauptet sich so gegen die Konkurrenz.

Hamburg. Herbert Leonhart kommt richtig ins Schwärmen, als er von den Farben in seinem Haus in Othmarschen erzählt. "Die Küche ist knallrot, das Gästezimmer lindgrün und das Wohnzimmer haben wir in einem Pastellgrau gestrichen", sagt Leonhart über sein Zuhause, und die Liebe des Hamburgers zur Farbigkeit fällt auch in seinem Büro ins Auge: Mit seinem grob gespachtelten Terrakotta an den Wänden fühlt man sich am Arbeitsplatz des Chefs der Farbenfabrik Maleco gleich in die Toskana versetzt, auch wenn hier ansonsten wenig Urlaubsstimmung herrscht. Schließlich sitzt Leonharts Firma in Bahrenfeld, mitten im Industriegebiet, wo das Rauschen der nahe gelegenen A 7 allgegenwärtig ist.

In der Produktion ein paar Meter von Leonharts Schreibtisch entfernt lagern große Säcke mit Rohstoffen, mit Pigmenten oder Lösungsmitteln aus ganz Europa, den USA und Asien. Mitarbeiter in weißer Arbeitskleidung und Mundschutz rühren sie in großen Mischern zusammen.

Drei Millionen Kilo Farbe stellen Leonharts Beschäftigte im Jahr her, eine Menge, mit der die Kunden, hauptsächlich Malereibetriebe, gut zehn Millionen Quadratmeter Wände, Möbel und Häuser streichen könnten. Einen zweistelligen Millionenbetrag setzt Maleco-Farben damit heute im Jahr um, nachdem Leonhart die Erlöse in den vergangenen Jahren stets um fünf bis zehn Prozent steigern konnte. Vor einiger Zeit ist die Fabrik aus Ottensen nach Bahrenfeld umgezogen, das Werk umfasst nun mehr als 6000 Quadratmeter. Und Leonhart plant, die Produktion in den nächsten Jahren noch einmal um rund 40 Prozent auszuweiten. "Die Nachfrage wächst, weil die Leute heute ihr Geld nicht mehr unbedingt in die Zierleisten am Auto, sondern vermehrt für eine schönere Wohnung ausgeben", sagt der Industriekaufmann über den Markt für Farben. Allerdings bilden Leonharts Erfolgsgeheimnis nicht die großen Mengen, sondern die kleinen.

Der Hamburger braucht eine intelligente Strategie, um sich als Mittelständler mit gut 50 Mitarbeitern in einem Markt durchsetzen zu können, der von internationalen Konzernen und einem scharfen Preiskampf beherrscht wird. Zumal Maleco in Deutschland produziert, wo die strengen Vorschriften bei der Produktion und dem Verkauf von Farben Leonhart zuweilen zur Verzweiflung treiben. Im Wettbewerb mit großen Konkurrenten wie der niederländischen Akzo oder Caparol mit Sitz bei Frankfurt, dem Hersteller des bekannten Alpinweiß, setzt der 56-Jährige auf Farbspezialitäten. Auf exotische Produkte, die Trends setzen.

"Anfangs empfehlen die Architekten den betuchten Kunden an den Elbe- und Alsterlagen unbekannte Wohntrends, dann erscheinen sie in ,Schöner Wohnen'. Und dann werden sie vom Massenmarkt übernommen." Leonhart breitet einige Probetafeln auf seinem Schreibtisch aus und zeigt, wie moderne Farben heute wirken und sogar verschiedene Materialien nachahmen können: Eine Farbmischung kann eine Wand in eine scheinbare rostige Fläche verwandeln, eine andere schafft eine Betonoptik, beide Produkte passen damit zum Trend des Industriedesigns. Wer es gemütlicher mag, wählt den Ton "Leder" und erzeugt damit nicht nur eine Farbigkeit, sondern sogar auch eine Oberfläche, die an weiches, warmes Leder erinnert.

Derartige Kreativprodukte können für einen Mittelständler ertragreich sein, für größere Konkurrenten jedoch ist die Herstellung solcher relativ kleiner Mengen meist nicht lohnend. Die Konzernstrukturen erschwerten es häufig auch, dass eine Idee zur Marktreife gebracht werde, sagt Leonhart, der im Arbeitgeberverband ChemieNord die Interessen der Mittelständler vertritt. So modern Maleco heute denkt, so weit reicht die Geschichte des Unternehmens zurück. Am 1. November 1889 eröffnete der gerade einmal 21-jährige Max Leonhart in einem kleinen Laden an der Flottbeker Chaussee in Hamburg seine "Handlung mit Farben, Drogen, Lacken und Chemikalien".

Das Geschäft entwickelte sich gut, nicht zuletzt wegen seines Anspruchs, mit bester Ware ein freundschaftliches Vertrauensverhältnis zu seinen Kunden aufzubauen. Herbert Leonhart ist Chef in der dritten Generation, er übernahm das Geschäft bereits im Alter von 28 Jahren, nachdem sein Vater gestorben war. "Unsere Ansprechpartner in den Malereibetrieben begleiten unseren Betrieb häufig mindestens ebenso lang, manchmal in der vierten Generation", freut sich Leonhart, der einige Chancen sieht, dass die Firma auch in Zukunft weiter in Familienhand bleibt: Die Kinder des Unternehmers haben gerade Abitur gemacht, und, sagt Leonhart lächelnd: "Beide interessieren sich für Wirtschaft."