Partei droht in internen Kämpfen unterzugehen. Kommt der Showdown in Göttingen?

So hat sich eine Partei selten selbst zerlegt. Seit Monaten schwelen die Auseinandersetzungen um Vorsitz und Ausrichtung. Immer wieder lodern die Flammen hoch. Mittlerweile gleicht die Partei einem Flächenbrand. Statt politisch zu arbeiten, zerfleischen sich die Akteure auf der roten Bühne in Flügelkämpfen selbst.

Mindestens zehn Kandidaten erheben den Führungsanspruch für sich. Darunter auch die Fraktionsvorsitzende der Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft, Dora Heyenn. Chaotischer geht es kaum - und mehr Selbstmontage geht wohl auch nicht.

Der Parteitag in Göttingen an diesem Wochenende droht für die Partei zu einem Showdown zu werden. Schon reden führende Köpfe der Partei - wie etwa der Fraktionschef im Bundestag Gregor Gysi - von einer drohenden Spaltung. Allein die selbstangezettelte Debatte darüber zeigt, wie dramatisch die Lage bei der Linken ist. Wer so sehr den eigenen Tod heraufbeschwört, ist entweder stark selbstmordgefährdet oder absolut leichtsinnig.

So verhärtet und extrem die Fronten in der Partei und bei ihren Alphatieren sind, würde die Eskalation des Führungsstreits in einer Parteispaltung nicht verwundern. Gregor Gysis Aufgabe - aber sicherlich nicht nur seine allein - wird es an diesem Wochenende sein, die bösen Geister, die er rief, wieder zu vertreiben.

Davon, wie schwer das sein kann, wusste einst schon Johann Wolfgang von Goethe in seinem Zauberlehrling eindrucksvoll zu dichten.

Kein Wunder also, dass fast jeder zweite Deutsche nach einer aktuellen Umfrage der Linken bei der Wahl im kommenden Herbst einen Wiedereinzug in den Bundestag nicht zutraut. Auf Dauer sieht die Partei sogar nur noch jeder vierte Wähler im Parlament.

Das gesamtdeutsche Experiment "Die Linke" scheint gescheitert. Das gesteht sich auch Gregor Gysi ein, wenn er sagt, er habe mit seinen Integrationsbemühungen versagt. Das Machtpoker von Oskar Lafontaine mit seinem für Außenstehende kaum nachvollziehbaren Verlangen nach einer Kandidatur mit Versicherungsschutz tat sein Übriges dazu. Der Saarländer hat in dieser Posse einmal mehr bewiesen, dass es ihm nicht um die Sache geht, sondern wie immer nur um ihn selbst - oder bestenfalls um einen Posten für seine Lebensgefährtin Sahra Wagenknecht.

Sollte es wirklich zu einer Spaltung der erst vor fünf Jahren aus dem Zusammenschluss der ostdeutschen PDS und der westdeutschen WASG entstandenen Partei kommen, so würden die Linken in bundespolitischer Bedeutungslosigkeit versinken. Allenfalls in den ostdeutschen Ländern könnten sie sich wohl auf Sicht noch in den Kommunal- und Länderparlamenten behaupten.

Opposition ist in einer funktionierenden Demokratie äußerst wichtig und extreme auch gerne streitbare Gegner im Parlament können auch ohne Mehrheit häufig Gutes bewirken. Meist sind sie es, die den berühmten Finger in die Wunde legen oder längst überfällige Diskussionen anstoßen.

Solche Opposition ist nützlich und gut. Die quälende Selbstbeschäftigung und -zerfleischung der Linken aber nützt niemandem etwas. Und vermissen wird sie nach einer möglichen Selbstabschaffung der Linken wohl auch kaum jemand. Ich zumindest nicht.