Die schwedische Hotelgruppe Scandic Emporio setzt auf Ökologie. 20 Neueröffnungen bis Ende 2013 erwartet. “Wir glauben an den Hamburger Markt“.

Hamburg. Noch wird gewienert und gehämmert. Skandinavisches Eichenparkett wird verlegt, die ersten Lampen hängen an den Decken. Es ist noch viel zu tun, bevor Folke Sievers, Direktor des neuen Scandic-Hotels Emporio in Hamburg, sein Haus im September eröffnen wird. Nicht nur architektonisch wird das V-förmige Scandic, das direkt neben dem ehemaligen Unileverhaus am Valentinskamp gebaut wird, Zeichen setzen, sondern auch ökologisch soll sich das 325-Zimmer-Haus von der Konkurrenz absetzen. So werden in den Konferenzräumen sparsame LED-Leuchten verwendet, insgesamt ist die Konstruktion auf das Energiesparen ausgerichtet.

+++Neue Projekte in Hamburg 2012 und 2013+++

+++Dänischer Architekt plant Fernsehturm-Hotel+++

Die schwedische Hotelgruppe betreibt weltweit 160 Scandic-Herbergen. In Hamburg ist der Neubau das erste Haus der Gruppe. Sievers ist zuversichtlich, dass sein Hotel mit Ökologie und modernem Design punkten kann. Doch der Markt ist derzeit umkämpfter denn je. Jedes neue Projekt versucht, durch eine außergewöhnliche Gestaltung, gute Zimmerpreise oder auch eine besondere Bar Gäste zu gewinnen. Sievers lässt sich von dem Bauboom nicht abschrecken. "Wir glauben an den Hamburger Markt. Mit den Musicals und der kommenden Elbphilharmonie bietet die Stadt viel Potenzial." Während viele der rund 320 Hotels mit knapp 50.000 Betten in der Stadt bereits die neue Konkurrenz fürchten, erwarten Experten einen weiteren Bauboom.

"Hamburg ist eine Vorzeigestadt in Sachen Hotelmarktentwicklung", schreibt der Hotelexperte Kay Heimerer in einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte. "Seit mehr als zehn Jahren wächst die Zahl der Übernachtungen trotz eines kontinuierlichen Kapazitätsausbaus überdurchschnittlich. Allerdings könnte die internationale Nachfrage nach Übernachtungen in der Stadt noch gesteigert werden", so der Experte. "Nur gut 20 Prozent der Gäste kommen aus dem Ausland."

Vor allem Häuser im Zwei- und Vier-Sterne-Segment werden in der Stadt errichtet. Heimerer erkennt weiteres Potenzial für die Stadt. "Hamburg ist nach wie vor bei Projektentwicklern und Investoren sehr beliebt. Internationale Ketten wie Generator, Barcelo und Scandic, die in Deutschland bislang kaum verbreitet sind, planen eine Ansiedlung in der Stadt. Sie werden zu einer stärker ausgeprägten Diversifizierung und Internationalisierung des Hamburger Hotelmarkts beitragen."

Die Beliebtheit der Stadt bei Touristen und Tagungsteilnehmern wirkt sich auch auf die Zimmerpreise aus. Trotz der zunehmenden Konkurrenz konnten die Raten pro Übernachtung im vergangenen Jahr laut dem Portal Reise Travel um 4,6 Prozent auf 106,33 Euro gesteigert werden. Gleichzeitig wuchs die durchschnittliche Zimmerbelegung demnach um 4,1 auf 70,9 Prozent. Doch die Einnahmen der Branche waren in der Vergangenheit, als es noch weniger Konkurrenz gab, auch schon höher. Die vielen schönen Neubauten der Investoren haben auch negative Folgen. Vor allem kleine oder nur mittelständisch geführte Häuser könnten Gäste verlieren. Denn viele neue Hotels gehen zu Beginn mit Kampfpreisen auf den Markt, um Kunden zu locken.

Folke Sievers will sein Haus ab September ohne Preisnachlässe durch die sogenannten Eröffnungsraten füllen. "Bei uns fängt der Zimmerpreis plus Frühstück bei 109 Euro an", sagt der Hoteldirektor, der auch 33 barrierefreie Zimmer bauen ließ. "In einigen davon gibt es noch eine Zwischentür, sodass zum Beispiel eine im Nachbarzimmer wohnende Pflegeperson nahe bei einem behinderten Gast wohnen kann." Der Investor Union Invest hat nicht nur das Scandic gebaut, sondern auch zwei gläserne neue Komplexe nahe der Laeiszhalle. Neben dem Scandic Emporio entstand ein Wohn- und Geschäftshaus mit 40 Neubauwohnungen.

Sievers setzt in seinem Hotel auf skandinavisches Flair. Ob an der Decke als stilisierter Eiszapfen, im Fahrstuhl oder an den Wänden: Überall wird der Gast auf das Thema Wasser stoßen. Denn das kostbare Nass ist dem Hoteldirektor wichtig. Sievers nutzt das Hamburger Wasser, füllt es in recycelte Glaswasserflaschen, die von einer skandinavischen Schwimmerin entworfen wurden, und stellt seinen Gästen zusätzlich kostenfreies Viva con Aqua zur Verfügung. Die Hamburger Organisation Viva con Agua sammelt Geld, um die Versorgung mit Trinkwasser in Entwicklungsländern zu verbessern. "Von jeder Flasche Wasser, die unsere Gäste trinken, wandern zehn Cent in Projekte von Viva con Agua", sagt Sievers.

Auch in anderen Bereichen geht der Hoteldirektor neue Wege. Seine 90 Mitarbeiter tragen alle Jeans aus ökologischer Baumwolle und Turnschuhe. "Bei uns sind Gäste unter Freunden, und die empfangen Sie in der Regel ja auch nicht in Schlips und Kragen", so Sievers.