Eine Glosse von Peter Wenig

Vielleicht wohnt in unserer bezaubernden Wohnanlage in Ottensen ein mir unbekannter Agent, der Wert auf komplette Abschirmung legt. Oder der Architekt hasste Mobilfunk. Jedenfalls haben wir in unserer Wohnung kaum Handyempfang. Dies ist nicht schön, tut meiner Kondition aber gut, weil ich beim ersten Vibrieren meines Handys in den Garten eile.

Seit nunmehr vier Tagen ist unsere telefonische Lage indes wirklich misslich. Denn auch das Festnetz macht keinen Mucks mehr, da unser Dienstleister - eine Firma, die mit einer bezaubernden Dame namens Alice wirbt - zwar den Anschluss auf irgendeine Super-Hightech-Telefonie umgestellt, den dafür erforderlichen Router aber nicht geschickt hat. Kurzum, ich bin so offline wie vor vier Jahrzehnten, als ich im emsländischen Meppen regelmäßig zur benachbarten Telefonzelle flitzte, um diese im elterlichen Auftrag für einen dringenden Anruf schon mal zu besetzen.

Mein Beschwerdeanruf am Freitag - natürlich per Handy aus dem Garten - endete in einem Desaster. Nach zehnminütigem nervenden Warteschleifen-Gedudel hatte ich bereits einen hübschen Folterkeller für Alice entworfen, sollte sie mir einmal in die Finger fallen. Dann flötete eine Dame, sie bräuchte die Nummer des alten Routers. Ich eilte ins Wohnzimmer - tut, tut, tut. In dieser Sekunde wäre das Handy, meine letzte Nabelschnur in die Welt da draußen, beinah an der Wand zerschellt.

Inzwischen habe ich mich beruhigt. Ja, ich genieße das Offline-Leben. Keine Anrufe, kein Internet, ich habe Zeit. Alice, komm doch mal vorbei. Ruf einfach an. Ach, geht ja nicht.