Eine Glosse von Sven Kummereincke

Ja, es ist Kunst! Schon um Missverständnisse mit den (wirklich sehr) lieben Kollegen des Kultur-Ressorts zu vermeiden, sei dieses Bekenntnis allem anderen vorangestellt. Wenn ein Künstler wie Boran Burchhardt den Mittelpunkt der Stadt mal eben nach Harburg verlegt, dann gibt es über diese Frage gar nichts mehr zu diskutieren. Denn der Mann hatte es sogar geschafft, eine Moschee bunt zu bemalen, ohne auch nur halbwegs ernst gemeinte Todesdrohungen zu erhalten. Das ist nun wirklich ein Kunststück - das eines Lebenskünstlers. Und nun lässt er die Alsterfontäne samt Ponton per Barkasse auf den Außenmühlenteich in Harburg schleppen, um sie dort für einige Wochen wieder einzuschalten. Beeindruckend!

Da steckt ja auch viel Ingenieurskunst drin. Die Fontäne gibt es nur deswegen, weil eine Pumpe mit einer Leistung von 85 Kilowatt rund 170 000 Liter Wasser pro Stunde auf eine Höhe von 60 Metern treibt, somit handelt es sich per se um hohe Ingenieurskunst.

Ebenfalls eine Kunst ist es, diesen in den Augen bedauernswert nüchterner Mitbürger schnöden Transport eines Pontons samt Pumpe von A nach B als kulturelle Leistung zu deklarieren und - jetzt kommt's - der Kulturbehörde 10 000 Euro Fördermittel aus der Schatulle zu entlocken. Denn dort drinnen sollen die Moneten ja unter ziemlicher Einsamkeit leiden.

Als Krönung des burchhardtschen Schaffens darf aber die wahrhaft meisterliche Leistung angesehen werden, dass ihm das Ganze von den Behörden genehmigt wurde. Es gilt ja gemeinhin als leichter, im Vatikan ein Bordell zu eröffnen als am Alsterufer einen Bauchladen.

Somit lässt sich über die Alsterfontäne unumstößlich postulieren: Sie kann weg, also ist es Kunst!