Ein Kommentar von Achim Leoni

Wie auch immer Kathrin Kadelbach und Friederike Belcher bei den Olympischen Spielen abschneiden werden: Sie werden den Höhepunkt ihrer Karriere nicht nur in schöner Erinnerung behalten. Monatelang mussten sich die Hamburgerinnen des Vorwurfs erwehren, sie hätten sich ihre Nominierung für London auf unlautere Weise gesichert, indem sie ihre Rivalinnen Tina Lutz und Susann Beucke gezielt behinderten.

Dass die Auseinandersetzung erst jetzt endet, ein halbes Jahr nach den umstrittenen Störmanövern bei der WM und nur zwei Monate vor Beginn der Spiele, kann niemanden zufriedenstellen. Letztlich lässt der Streit nur Verlierer zurück. Kadelbach und Belcher, weil ihre Vorbereitung belastet wurde. Lutz und Beucke, weil ihr Olympiatraum geplatzt ist. Und den Deutschen Segler-Verband. Er hat zwar vor Gericht recht bekommen. Doch er hatte es versäumt, einen Qualifikationsmodus zu finden, der nur die Leistung und nicht deren Verhinderung belohnt. Stattdessen hatte er eine Situation heraufbeschworen, in der beide deutschen Boote bei der WM ins Hintertreffen gerieten.

Eines aber darf man dem Verband nicht ankreiden. Es ist nicht seine Aufgabe, Athleten die Spielregeln vorzuhalten. Die waren für jedermann im Internet einsehbar. Die Hausaufgaben zu machen darf man von Profisportlerinnen erwarten. Lutz und Beucke müssen sich fragen lassen, ob sie bei ihrem Gang vor Gericht gut beraten waren. Ihre Niederlage war abzusehen. Über moralische Fragen hat die Justiz nun einmal nicht zu befinden.