Ein Kommentar von Achim Leoni

Stell dir vor, es ist Regionalliga, und keiner spielt mit. Hätte die Aufstiegsangst der Hamburger Amateurklubs in den vergangenen Jahren bundesweit Schule gemacht, dann wäre die vierthöchste Spielklasse des deutschen Fußballs tatsächlich längst gescheitert. Aus Sorge um die strengen Auflagen und die hohen Kosten haben es die hiesigen Vereine vorgezogen, in der Oberliga unter sich zu bleiben. An warnenden Beispielen von Traditionsklubs, die sich in der Regionalliga übernommen haben und Insolvenz anmelden mussten, fehlt es nicht.

Es war höchste Zeit, dass die Verbände auf das Siechtum reagiert und die Regionalliga zur kommenden Saison reformiert haben. Und siehe da: Schon nimmt der SC Victoria sein Aufstiegsrecht wahr. Doch die Ansprüche an Stadion und Infrastruktur hatte der Hamburger Meister bereits vor deren Aufweichung erfüllt. Ohne die Einnahmen aus zwei DFB-Pokal-Teilnahmen wäre man das Wagnis wohl auch diesmal nicht eingegangen.

Denn die Regionalliga bleibt ein heikles Terrain, obschon es jetzt etwas weniger weitläufig ist. Die zweiten Mannschaften der Profiklubs werden den etablierten Vereinen weiterhin das Leben schwer machen. Sie sind für die Zuschauer in der Regel weniger attraktiv. Ihr Anliegen ist, Talente für die erste Mannschaft fit zu machen, und nicht etwa, um den Aufstieg in die Dritte Liga zu kämpfen. Der wurde durch die Reform sogar erschwert.

Erleichtert wurde nur der Zugang zur Regionalliga. Viel attraktiver wird sie deshalb aber nicht. Die Hamburger Oberligisten tun gut daran, weiterhin genau nachzurechnen, bevor sie sich auf dieses gefährliche Spiel einlassen.