Ein Kommentar von Oliver Schirg

Machen wir uns nichts vor: Eine Straßenbahn - in Hamburg heißt sie Stadtbahn - ist sexy. Wenn sie fast lautlos heranrauscht und sich an der Haltestelle die bequem breiten Türen für den Ein- oder Ausstieg öffnen, dann hat das etwas von Eleganz und Modernität. Wenn eine Straßenbahn losfährt, dann klingt das Surren der hochdrehenden Elektromotoren angesichts lärmender Busse wohltuend in den Ohren. Von der Vielzahl an Passagieren, die bequem reisen können, soll hier erst gar nicht die Rede sein.

In Hamburg hat die Straßenbahn-Idee einen Geburtsfehler: Sie wurde von einem im Sterben liegenden schwarz-grünen Senat beschlossen. Bürgermeister Ahlhaus und Co. hätten seinerzeit "Freibier für alle" versprechen können - und wären in Umfragen trotzdem abgestraft worden. Um es mit anderen Worten zu sagen: Es ging bei den damaligen Umfragen nicht wirklich um das Thema Straßenbahn, sondern darum, dass CDU und Grüne sie wollten.

Die politische Logik will nun, dass die Olaf-Scholz-Sozialdemokraten die Straßenbahn nicht wollen dürfen. Stattdessen müssen sie auf ein 259 Millionen Euro teures Busbeschleunigungsprogramm setzen - ein Wortungetüm, das eher an einen Doppelgelenkbus erinnert als an einen Geschwindigkeitsrausch.

Aber wäre es nicht spannend, das Volk heute - Schwarz-Grün ist doch längst vergessen - noch einmal zu befragen? Am besten in diesen Tagen, während der Rushhour auf der Linie 6. Dann, wenn der Metrobus sich - vollgepackt mit nach Luft schnappenden Menschen - durch die Lange Reihe drängelt, sollte der Busfahrer einmal nachfragen.