Ein Kommentar von Matthias Gretzschel

Auf kaum eine andere Bildungsinstitution hat sich die Entwicklung der Informationsgesellschaft innerhalb von extrem kurzer Zeit so dramatisch ausgewirkt wie auf die Bibliotheken. Innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte wandelte sich ihre Rolle von Büchersammlungen hin zu Wissensspeichern, die sich aller modernen Medien bedienen.

Und auch die Rolle des Bibliothekars, dem früher gern das Klischee des vergeistigten Bücherliebhabers angeheftet wurde, hat sich gründlich gewandelt. Heute sind Bibliothekare medienerfahrene Pfadfinder, die ihren Kunden dabei helfen, aus der Überfülle der Daten die für sie wichtigen Informationen zu erhalten.

Wenn heute 4500 Bibliothekare aus vielen Ländern zu ihrem Kongress nach Hamburg kommen, braucht sich die gastgebende Stadt nicht zu verstecken. Mit der Stabi, den Bücherhallen und vielen Spezialbibliotheken verfügt Hamburg über eines der modernsten und leistungsfähigsten Informationssysteme der Bundesrepublik.

Vor 15 Jahren hätte man das kaum glauben mögen, damals machten die Bücherhallen nur mit Schließungen Schlagzeilen. Inzwischen haben sie ihre neue Rolle gefunden. Eines ihrer größten Probleme ist kurioserweise virtuell: Sie gelten noch immer als angestaubt. Das lässt sich aber leicht ändern, man muss nur einmal hingehen, real oder auch virtuell.