Es war fast schon zu spät. Hätten sich die Gewerkschaft IG Metall und die Arbeitgeber der Branche am Sonnabend nicht über einen neuen Tarifvertrag geeinigt, wäre es nach Pfingsten zu heftigen Arbeitskämpfen gekommen. Davon hätten weder die Arbeitnehmer noch die Unternehmer profitiert. Herausgekommen ist, zumindest in finanzieller Hinsicht, ein richtungsweisender Abschluss. Mit 4,3 Prozent mehr Lohn erhalten die rund 3,6 Millionen Beschäftigten der Branche nach Jahren mit sinkenden Reallöhnen den höchsten Entgeltzuwachs seit 1992. Der deutschen Wirtschaft geht es trotz der Euro-Krise größtenteils blendend. Deshalb ist der Abschluss verkraftbar. Bleibt zu hoffen, dass sich auch andere Branchen an dieser Höhe orientieren.

Gesiegt hat die Vernunft. Vor allem in der Frage der Übernahme aller Auszubildenden hat sich die Gewerkschaft bewegt. Zu Recht, denn bei der Beschäftigung von Mitarbeitern kann die Tatsache, dass ein Auszubildender seine Lehre erfolgreich abgeschlossen hat, nicht das einzige Kriterium für eine unbefristete Anstellung sein. Die Lage in den Firmen und die Leistungsbereitschaft der Kandidaten zählen. Hinzu kommt, dass in Zeiten des Fachkräftemangels die Forderung der IG Metall fast schon überflüssig erscheint. Die Arbeitgeber gaben bei den Zeitarbeitern nach und verpflichteten sich, die Leihkräfte spätestens nach zwei Jahren fest anzustellen. Das ist auf den ersten Blick gut - wenn die Unternehmen künftig nicht einfach alle zwei Jahre ihre Zeitarbeiter austauschen, statt einen weiteren festen Mitarbeiter an sich zu binden. In diesem Punkt wird die IG Metall künftig sehr aufpassen müssen.