Die Kritik an Managergehältern beim Hafenkonzern HHLA wird immer lauter. Doch der Aufsichtsrat rechtfertigt seine Zustimmung.

Hamburg. Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) kommt nicht zur Ruhe. Nach der Diskussion über die 2011 um 59 Prozent auf mehr als vier Millionen Euro gestiegenen Vorstandsbezüge, legte der Konzern am Dienstag überraschend schwache Zahlen vor. Das Betriebsergebnis reduzierte sich in den ersten drei Monaten des Jahres um 22,6 Prozent auf 34 Millionen Euro. "Wir sind mit einem unbefriedigenden Ergebnis in das Jahr 2012 gestartet", sagte Vorstandschef Klaus-Dieter Peters.

Neben dem sinkenden Gewinn und dem am Vormittag einsetzenden Kurssturz musste Peters am Dienstag erneut Kritik aus der Politik hinnehmen. "Ein Gewinneinbruch von fast 25 Prozent und der sprunghafte Anstieg der Bezüge passen hinten und vorn nicht zusammen", sagte Anjes Tjarks, der wirtschaftspolitische Sprecher der GAL-Fraktion. "Der Gewinneinbruch erklärt den Einkommenszuschlag und macht ihn umso dreister", so Norbert Hackbusch, der haushaltspolitische Sprecher der Linken. "Da werden sich schnell noch die Taschen vollgemacht, bevor das Ergebnis in den Keller geht." Karin Prien, die wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, ließ gestern auch den Senat nicht ungeschoren: "Angesichts der Diskussion um angemessene Managergehälter hätten wir vom Senat eine klügere Politik im Aufsichtsrat erwartet."

+++ 1,5 Millionen Euro mehr für HHLA-Vorstand +++

Das Gremium hatte Ende Dezember 2010 einstimmig ein neues Vergütungssystem eingeführt, dem die Aktionäre auf der nachfolgenden Hauptversammlung zugestimmt hatten. Dadurch erhöhte sich allein das Gehalt von Peters gegenüber 2010 um knapp 300 000 Euro auf gut eine Million Euro. Die Stadt stellt zwar nicht den Aufsichtsratsvorsitzenden, ihr gehören aber 68 Prozent der Anteile der HHLA.

Gestern Abend rechtfertigte der Aufsichtsrat den starken Anstieg der Vorstandsgehälter. Rechnerisch betrage das Maximaleinkommen eines ordentlichen Vorstandsmitglieds das 15-fache der Durchschnittsvergütung eines HHLA-Mitarbeiters von etwa 55 000 Euro, hieß es da. Diese Begrenzung liege deutlich unterhalb der Empfehlung der Hans-Böckler-Stiftung, die das 20-fache vorschlage.

Für den rückläufigen Gewinn und den im ersten Quartal um ein Prozent auf 286,8 Millionen Euro gesunkenen Umsatz nennt die HHLA derweil mehrere Gründe. Zu den wichtigsten gehört der teure Ausbau des Terminals Burchardkai. Gleichzeitig gingen die Erlöse für die Abfertigung von kleineren Zubringerfrachtern zurück, bei denen die Häfen an der Nordseeküste im scharfen Wettbewerb stehen. Schließlich verursacht die noch nicht begonnene Elbvertiefung Probleme. Denn bei den immer größeren Frachtern, die vor allem im Verkehr nach Asien unterwegs sind, ist die Zeitspanne für das Ein- und Auslaufen weiterhin kurz. "Wir müssen bei den Großschiffen, die zum Teil mehrere 1000 Boxen umschlagen, rasch fertig werden, damit sie die Tide nutzen können. Das bedeutet in Spitzenzeiten einen höheren Aufwand beim Personal und den Maschinen. Das erhöht die Kosten", so HHLA-Sprecher Mark Krümpel. Immerhin stieg die Zahl der umgeschlagenen Standardcontainer (TEU) bis Ende März um 4,7 Prozent auf 1,7 Millionen. Damit baute die HHLA ihre Position gegenüber Antwerpen und Rotterdam aus.

Eine positive Entwicklung verspricht sich HHLA-Chef Peters von der Neuausrichtung des Bahnverkehrs. Dabei will der Konzern jetzt 86,5 Prozent an der Metrans und 74,5 Prozent an Polzug übernehmen. Die Gesellschaften schicken Containerzüge von Hamburg nach Tschechien und Polen. "Weil wir auf eigenen Terminals arbeiten und unsere Züge mehr Boxen laden können als herkömmliche Waggons, erwarten wir höhere Profite", so Krümpel. Dennoch rechnet die HHLA nun für 2012 nicht mehr mit einem Plus von je fünf Prozent beim Umsatz und Betriebsgewinn, sondern erwartet einen Rückgang des Umsatzes auf 1,1 (Vorjahr 1,2) Milliarden Euro sowie einen Betriebsgewinn von mindestens 200 (207) Millionen Euro. "Schon wegen des höheren Umschlags wäre das enttäuschend", sagte Oliver Drebing, Analyst bei AlsterResearch. Allerdings sei zu beachten, dass die HHLA von "mindestens" spreche. "Bei einem steigenden Containerumschlag könnte das Ergebnis doch noch besser ausfallen."

Das ändert jedoch nichts an der Kritik der Fraktion der Linken. Hackbusch kritisiert nun auch die Bezüge im Aufsichtsrat. So kamen etwa die Ver.di-Gewerkschafter Wolfgang Rose und Arno Münster 2011 auf 25 250 beziehungsweise 28 750 Euro. Das Geld bleibt jedoch nicht in ihrem Portemonnaie. Es wird an die Hans-Böckler-Stiftung des DGB abgeführt.