Es kann einem schon ein wenig schwindlig werden angesichts des halsbrecherischen Sanierungskurses bei der angeschlagenen Baumarktkette Praktiker. Ein halbes Jahr ist es her, dass der gerade eingesetzte Chef Thomas Fox die Mitarbeiter mit seinen radikalen Umzugsplänen nach Hamburg schockte. Nun ist Fox schon wieder weg und der neue Vorstand wechselt erneut die Richtung.

Anstatt die Praktiker-Märkte neu auszurichten, sollen jetzt viele Filialen auf das Konzept der wesentlich erfolgreicheren Hamburger Tochter Max Bahr umgestellt werden. Das klingt auf den ersten Blick vernünftig, denn das auf Service und Beratung ausgerichtete Konzept der "Nobel-Tochter" kommt bei den Kunden wesentlich besser an als die alte Rabatt-Strategie von Praktiker. Max Bahr ist derzeit der einzige Gewinnbringer im Konzern.

Doch bei näherem Hinsehen kommen einem ernsthafte Zweifel an den Plänen. Statt der von Fox veranschlagten 300 Millionen Euro für die Praktiker-Sanierung stehen jetzt nämlich nur noch rund 120 Millionen Euro zur Verfügung. Dabei dürfte die Umwandlung einer Praktiker-Filiale in einen Max-Bahr-Markt mindestens so teuer sein wie die ursprünglich vorgesehene Modernisierung. Aufwendige Bäderausstellungen, Gartencenter oder Einrichtungsabteilungen, wie sie bei Max Bahr üblich sind, gibt es nicht zum Nulltarif. Ebenso wenig wie das Personal, das für die Beratung sorgt.

Es sieht daher so aus, als sollten an den Praktiker-Märkten nur neue Schilder mit der Aufschrift "Max Bahr" angebracht werden. So ein "Umbau light" schadet aber nur dem Ruf der Hamburger Traditionsmarke und wird keine neuen Kunden anlocken.