In der neu gestalteten Google-Zentrale an der ABC-Straße gibt es ein Fitnessstudio, eine Sportsbar und ein Spielzimmer.

Neustadt. Manchmal, wenn er sich entspannen will von seiner Arbeit als Kundenbetreuer, geht Adrian Röders-Arnold ins Spielzimmer. Entweder steht er am Kickertisch, oder er spaziert an einem riesigen Google-Earth-Bildschirm, liquid galaxy genannt, virtuell durch die Gassen von Lissabon. "In Lissabon habe ich ein Auslandssemester verbracht", sagt der 27-Jährige, der bei Google an der ABC-Straße arbeitet.

Es geht noch verrückter: Bei dem Suchmaschinen-Betreiber gibt es ein Fitnessstudio, eine Sportsbar, und ihre Konferenzen verbringen die Mitarbeiter in Ruderbooten, Flugzeugsitzen oder im Nachrichtenstudio. Ein Besuch in der neu gestalteten Google-Zentrale.

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Jedes der fünf Stockwerke ist nach einem Motto eingerichtet. Anfang der Woche wurde die Film-Etage mit dem "Tatort"-Logo an der Wand eröffnet. Der Teppichboden ist dem Walk of Fame nachempfunden, Besprechungen können in einem Raum im Design eines Nachrichtenstudios stattfinden. Ein bisschen Disneyland. "Googliness" nennt sich das. Übertrieben vielleicht, aber mit viel Liebe zum Detail.

Die Umbau- und Verschönerungsmaßnahmen sind ein fortlaufender Prozess. Über die Kosten wird bei Google nicht gesprochen. Überall gibt es etwas zu entdecken. Hier eine künstliche Wiese mit Liegestühlen, Rotlichtlampen und Blumenduft, dort ein Golfplatz. In der vierten Etage steht ein U-Bahn-Waggon, gegenüber ein Nachbau der U-Bahn-Station Jungfernstieg.

In den ausrangierten Lufthansa-Sitzen arbeitet Gerrit Rabenstein an seinem Laptop. Noch in der Holzklasse, gleich geht es nebenan in die Businessclass für die Videokonferenz mit seinem Chef in London. "Die Kollegen sitzen in Großraumbüros. Die kleinen Konferenzräume sind Rückzugsräume, in denen sie ungestört telefonieren oder sich unterhalten können", sagt Firmensprecher Stefan Keuchel, 42.

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Die ausgefallenen Räume sind das eine. Das andere sind die kulinarischen Annehmlichkeiten: Auf jeder Etage stehen Kaffee, Softdrinks und Snacks. Zum Neidischwerden: In der neuen Kantine im Speicherstadtambiente gibt es für die 300 Mitarbeiter mittags ein Drei-Gänge-Menü, einmal in der Woche kommt ein Sushi-Koch. Und das alles ist kostenlos. "Das Essen ist unfassbar gut", sagt Stefan Keuchel und erwähnt die "Google Seven", die sieben Pfund, die jeder neue Mitarbeiter im Schnitt zunimmt.

Dagegen hilft der regelmäßige Besuch des Fitnessstudios. Dass das Studio an diesem Spätnachmittag leer ist, habe nichts zu bedeuten: "Die meisten kommen vor der Arbeit und am Abend", sagt Personaltrainerin Ruth Seilheim. Stefan Keuchel gesteht, dass er noch nie hier war, es sich aber fest vorgenommen hat. Eine Kita hat Google nicht, dafür dürfen Hunde mitgebracht werden, sofern sie nicht bellen und beißen. Im Moment gehören drei Hunde zum Google-Team.

Dabei müssten die "Googlers" gar nicht ständig in ihrem Luxusbüro sein, weil die Arbeit auch von zu Hause aus erledigt werden kann. Es gibt keine festen Arbeitszeiten, das Wochenende soll aber frei bleiben. Zur Einstimmung feiern alle freitags TGIF (Thank God it's Friday, Gott sei Dank ist es Freitag). Bei allem Komfort komme es aber auf die Leistung an: "Wir sind kein Vergnügungspark", sagt Stefan Keuchel, "die Mitarbeiter werden daran gemessen, ob sie ihre Quartalsziele erreichen."