Wettbewerb Quartier Baakenhafen entschieden

HafenCity. Hamburg bekommt eine neue Insel - mit Hügeln, auf denen Rasen und bizarre Bäume wachsen, einem Treibgut-Spielplatz und einem Badeboot. Die 1,5 Hektar große Insel wird Herzstück des geplanten Baakenhafen-Quartiers zwischen Großmarkt und Elbbrücken. Mit dessen Entwicklung wird noch in diesem Jahr begonnen. Bis 2018 entsteht hier, rund um das größte Hafenbecken der HafenCity, ein Mix aus Wohnen und Gewerbe - mit 1800 teils öffentlich geförderten Wohnungen sowie Firmen mit etwa 4600 Arbeitsplätzen.

Gestern wurden die Ergebnisse des Wettbewerbes zur Freiraumgestaltung dieses Viertels präsentiert, mit dem die HafenCity ein weiteres Stück Richtung Osten wächst. Wettbewerbssieger sind die Landschaftsarchitekten des Ateliers Loidl aus Berlin. Neben dem Entwurf der topografisch reizvollen Insel überzeugte die Jury auch das Konzept, an der nördlichen Kante des Baakenhafens mit Kränen, Schienen und altem Pflaster das Flair vergangener Zeiten zu erhalten sowie an der Südseite des Quartiers eine begrünte, 30 Meter breite Elbpromenade zu erschaffen.

"Baaken-Island", wie die Architekten die künftige Insel getauft haben, wird schon vom kommenden Jahr an auf dem Grunde des Baakenhafens errichtet. Dazu werden Spundwände in den Boden getrieben und der Raum dahinter entsprechend verfüllt. Auf der Insel selber entsteht mit dem "Himmelsberg" (20 Meter) und dem "Entdecker-Hügel" (7,50 Meter), einem "Spiel- und Sportplateau" (9,50 Meter), der "Waldwarft" (sechs Meter) und der "Strandscholle" (vier Meter) die erste und wohl einzige Bergkette der HafenCity. Außerdem soll die Insel einen Bootsanleger bekommen und - sofern sich ein Sponsor findet - auch ein Badeschiff. "Das wird eine kleine Schatzinsel, die jeder entdecken möchte", sagte Oberbaudirektor Jörn Walter bei der Präsentation im Überseequartier, "und ein gigantischer Spielplatz mit ganz eigener Landschaft."

Doch auch außerhalb der Insel wird sich das Quartier Baakenhafen durch viel Grün auszeichnen. So wird es sich zur Elbe hin mit einer 900 Meter langen Uferpromenade präsentieren, deren Ränder von Weiden, knorrigen Kiefern und Rasenflächen gesäumt werden. Die Promenade ergänzt den sogenannten Elbuferweg. Über eine Fahrradbrücke können Ausflügler künftig auch die Elbinsel Entenwerder erreichen.

"Es war uns wichtig, im Quartier keinen sterilen Freiraum zu schaffen, sondern wirklich einen Kontrast zu den harten Kanten der Bebauung", sagte Leonard Grosch vom Atelier Loidl. Zur westlichen Spitze des rund ein Kilometer langen Baakenhafen-Quartiers hin, dem Baakenhöft, sehen die Berliner Architekten einen Park vor. Aus der Vogelperspektive wird er als Verlängerung des Lohse-Parks erkennbar sein, der im Zentrum der HafenCity entsteht. Das Baakenhöft selber wurde bislang von der Freiraumplanung ausgeschlossen. Hier soll ein imposantes Gebäude mit einer Höhe von 70 Metern entstehen. Über dessen Nutzung wird aber erst im Laufe der Entwicklung, möglicherweise sogar erst in zehn Jahren, entschieden.

Anders als bisher in der HafenCity werden im Baakenhafen-Quartier auch die Plätze innerhalb der Bebauung begrünt. "24 Prozent der Landfläche sind als öffentlich nutzbare Freiräume geplant", sagte Jürgen Bruns-Berentelg, Geschäftsführer der HafenCity GmbH. Diese Grünflächen bezeichnete er als künftige Orte der Beschaulichkeit für Bewohner, Besucher und Beschäftigte. Zudem biete sich mit der Baaken-Insel endlich auch eine Möglichkeit, die "Towers of talking" zu realisieren, so Bruns-Berentelg. Diese Skulpturen sind laut Entwurf 25 und 30 Meter hoch, bestehen aus einem gitterartigen Stahlgerüst und erinnern mit ihrer Form, die oben in eine kleine Kugel mündet, an orientalische Lampen. Entworfen hat sie der Künstler Thomas Schütte, der damit 2005 einen von Kulturbehörde und HafenCity GmbH ausgelobten Wettbewerb gewann. Die "Towers of talking" sollen künftig am östlichen Ende der Insel stehen.

Finanziert wird die Freiraumgestaltung des Quartiers Baakenhafen durch Grundstücksverkäufe, die Kosten schätzt Jürgen Bruns-Berentelg auf bis zu 13 Millionen Euro. Dazu kommen noch die Ingenieurskosten für den Bau der Insel, die bisher noch nicht beziffert werden können.

Das Quartier Baakenhafen ist 21 Hektar groß und wird das größte Wohngebiet der HafenCity. Der städtebauliche Wettbewerb dazu wurde im September 2011 entschieden - Gewinner war das Hamburger Büro APB Architekten. Die ganz in Weiß gehaltenen Wohnblöcke sind fünf bis neun Geschosse hoch. Wie ein kleines kulturelles Zentrum ist in der Mitte des Wohngebiets auch eine Schule geplant. Mit dem Bau des Quartiers Baakenhafen schließt Hamburg praktisch das vorletzte Stück der HafenCity ab. In weiterer Zukunft soll sich das Elbbrücken-Quartier anschließen, das östlichste Viertel der HafenCity. Wegen der Nähe zu lauten Straßen und Gleisstrecken wird es dort vor allem Bürohäuser geben, die zehn oder 20 Geschosse haben könnten. So viele Bäume und Rasenflächen wie im Baakenhafen-Quartier, dem grünsten Viertel der HafenCity, wird es hier aber sicher nicht geben.

Alle 29 Entwürfe, die zum Freiraumgestaltungswettbewerb des Quartiers Baakenhafen eingereicht worden sind, werden noch bis zum 25. Mai in einer Ausstellung im Überseequartier gezeigt: Osaka-allee 16, (Mo-Fr: 11-19 Uhr, Sa und So: 10-18 Uhr)