Der deutsche Schiffbau lebt - von und mit Spitzeningenieuren

Ein Besuch an der Technischen Universität Hamburg-Harburg bringt eine erstaunliche Erkenntnis: Der Studiengang Schiffbau liegt bei jungen Menschen voll im Trend. Ausgerechnet der Weg in die Werftindustrie, der das Wasser in Deutschland nach gängiger Überzeugung bis zum Hals steht.

Doch die Frauen und Männer, die in Harburg Theorie und Praxis für die Konstruktion und die Wirkungsweise von Schiffen büffeln, tun es mit Leidenschaft. Und zwar nicht etwa mit dem Ziel, anschließend bei Werften in Südkorea oder in China anzuheuern. Sie wollen nach Papenburg, Flensburg oder Bremen, manche auch nach Barmbek oder in die HafenCity. Denn dort sitzen hochkarätige Werften, Konstruktionsbüros, Forschungsinstitute oder Klassifikationsgesellschaften. Und genau dort behauptet sich der deutsche Schiffbau mit konzentrierter Ingenieurleistung gegen die riesige Konkurrenz aus Asien.

Unter deren Druck verdichtet sich die Leistung der deutschen Schiffbauer immer mehr hin zu ausgefeilten Spezialschiffen und aufwendigen Installationen für die Energiewirtschaft auf See. Es ist traurig, dass so viele Arbeitsplätze in den Gewerken der deutschen Werften - vor allem im Stahlbau - verloren gingen und weiterhin verloren gehen. Zugleich aber fasziniert es, mitanzusehen, wohin sich die Branche nun bewegt.

Umspannplattformen für die Bündelung und den Transport von Strom aus Meereswindparks etwa zählen zu den kompliziertesten Anlagen, die derzeit weltweit gebaut werden. Das Gleiche gilt für Errichterschiffe, die Hunderte Tonnen schwere Bauteile von Windturbinen auf der offenen Nord- oder Ostsee präzise montieren sollen. Werften wie Sietas in Hamburg oder Nordic Yards in Wismar sehen darin nach dem Ende des Serienschiffbaus in Deutschland ihre Zukunft.

Das größte Kompliment, das die Branche in dieser Lage bekommen kann, sind volle Hörsäle in den entsprechenden Studiengängen der Hochschulen. Junge Menschen, die Ingenieur werden wollen, können sich ihre Fachdisziplin heutzutage fast ohne Einschränkung aussuchen. Mehr als man gemeinhin denkt, setzen dabei auf die Zukunft des Schiffbaus.