Schleswig-Holstein braucht bei der Wahl eine klare Mehrheit

An diesem Wahlsonntag können es die Schleswig-Holsteiner mit Willy Brandt halten und mehr Demokratie wagen. Sieben Parteien hoffen auf den Einzug in den Landtag, und daran wiederum hängt die Frage, wie einfach oder schwierig es wird, überhaupt eine stabile Regierung zu organisieren.

Dieser spannende demokratische Prozess hat allerdings einen Pferdefuß. Je mehr Parteien sich ab Montag zusammenraufen müssen, desto mehr Kompromisse sind nötig. Angesichts seiner Schulden kann es sich Schleswig-Holstein aber nicht leisten, den bisher üblichen Weg zu gehen und die Gräben zwischen den potenziellen Partnern einfach mit schuldenfinanzierten Trostpflastern zu überdecken.

Der Begriff wird häufig bemüht, hier aber trifft er: Schleswig-Holstein steht vor einer Schicksalswahl. Die nächste Landesregierung braucht eine klare Mehrheit, die bereit ist, den steinigen Sparweg weiter zu gehen. An der Einhaltung der Schuldenbremse hängt nicht nur die Armenhilfe des Bundes. Der Umgang mit dem Geld entscheidet, ob Schleswig-Holstein handlungsfähig bleibt.

Selbst diese Mammutaufgabe ist nur der erste von zwei notwendigen Schritten. In der kommenden Legislaturperiode muss Schleswig-Holstein sich entscheiden, ob es mit Hamburg nur enger zusammenarbeiten oder mit dem Nachbarn fusionieren will. Eine Alternative gibt es nicht. Das Klein-Klein bremst Wachstum und verhindert effiziente Strukturen. Übertriebener Lokalpatriotismus ist ein Luxus, den sich der Norden schon lange nicht mehr leisten kann.

Nein, das ist kein Plädoyer für eine Große Koalition um jeden Preis. Das Duo Peter Harry Carstensen (CDU) und Ralf Stegner (SPD) hat 2009 leidvoll vorgeführt, dass große Koalitionen ganz groß scheitern können. Gebraucht werden Politiker, die persönliche Ambitionen und Animositäten hintanstellen und sich der Aufgabe verschreiben, für Schleswig-Holstein eine Zukunft zu schaffen - an der Seite Hamburgs.