Eine Glosse von Alexander Schuller

Was ist eigentlich so schlimm am Waldsterben, wenn es nicht gerade die deutsche Eiche trifft? Schließlich leiden 35 Prozent der Deutschen nach Berechnungen von Hautärzten an einer oder gleich mehreren Allergien. Am häufigsten, sagen die Experten, komme der Heuschnupfen vor - ein harmloses, an und für sich beinahe schon romantisch klingendes Wort, hinter dem sich jedoch das Grauen verbirgt: tränende Augen, geschwollene Schleimhäute, juckende Ausschläge, rasende Kopfschmerzen und eine Vielzahl weiterer, höchst unangenehmer Symptome. Im Extremfall droht der qualvolle Erstickungstod.

Und es ist eben längst nicht nur das duftende Heu, mit dem sich die Stadt-Allergiker herumplagen müssen. Nein, es sind vor allem die Pollen der rund 250 000 Hamburger Bäume an den Straßen, in den Parks und in den Gärten; die Pollen der Birken, der Erlen, der Platanen und der Weiden, die sie regelmäßig - je nach Blütenstand und Blütezeit - Jahr für Jahr in den Wahnsinn treiben. Auch die hinterlistige Haselnuss mischt mit, und wehe, es fliegen dann noch die Samen des Spitzwegerichs (kein Baum) durch die Luft: Dann träumt der Pollenallergiker - 85,9 Prozent gehören dieser Gruppe an - von der Emigration auf den Südpol.

Auf jeden Fall werden die Geplagten den Aufenthalt im Freien vermeiden - schon deshalb, weil es verdammt uncool aussieht, mit einem Hepa-Filter einkaufen zu gehen. Sie werden also in ihren Wohnungen bleiben, werden Fenster- und Türritzen und Briefkastenschlitze hermetisch abdichten, und sie werden dabei auf alles fluchen, was irgendwie wächst und sich durch die Luft verbreitet. Es ist daher an der Zeit für ein neues, wirklich tragfähiges Wahlprogramm, die Partei ist dabei fast egal. "Weg mit dem Pflanzenwachstum!" Denn je mehr Beton und Asphalt die Ballungszentren verschandeln, desto weniger "Haaaaa-tschi!". So einfach ist das.

Zur Erinnerung: 35 Prozent sind hierzulande Allergiker. So viele Wählerstimmen bekämen nicht mal die Grünen.