Ein Kommentar von Tom R. Schulz

Auf dem Titelbild unserer Beilage zum Deutschen Seniorentag neulich waren zwei propere Alte zu sehen, die fröhlich in einer mit Bällen gefüllten Wanne sitzen und einander mit einem Gläschen Sekt zuprosten. Vitale Leute, ein Paradebeispiel für die fitten Alten. Denen wäre auch zuzutrauen, dass sie im Keller ihres Reihenhauses regelmäßig mit 'ner Rentnerband proben. Diese Alten stehen im Licht, und es ist gut und wichtig, ihnen neben Sport, Reisen und Möglichkeiten für angewandtes soziales Engagement auch so viele kulturelle Betätigungsfelder zu bieten wie möglich. Nicht zuletzt sind sie es, die auch den Klassikbetrieb, wie wir ihn kannten, vorläufig noch am Leben erhalten.

Wenn das selbstbestimmte Leben eines Tages nicht mehr geht, bleibt von Pflege und Fürsorge meist nicht viel mehr als die Hilfe zum Nötigsten: waschen, anziehen, kämmen, versorgen. Neben dem Körper brauchen aber auch Geist und Seele des alten und des sehr alten Menschen weiterhin Nahrung und Zuwendung. Die Humanität einer Gesellschaft bemisst sich auch daran, welchen Respekt sie dem Leben in all seinen verkümmernden Ausdrucksformen weiterhin erweist. Müsste eine Pflegeversicherung, die diesen Namen verdient, deshalb nicht auch musikalische Angebote mit biografisch relevanten Klängen wichtig nehmen und in ihren Leistungskatalog aufnehmen? Schön, dass es Institutionen gibt, die so etwas auf ehrenamtlicher Basis initiieren. Sie sollten Beispiel sein, nicht Ersatz.