Ex-Senator ist alleiniger Kandidat bei der Wahl zum Kreischef in Hamburg-Nord. Konkurrent Andreas Wankum zieht eigene Kandidatur zurück.

Hamburg. CDU-Fraktionschef und Ex-Senator Dietrich Wersich wird als einziger Kandidat bei der Wahl zum Kreisvorsitzenden seiner Partei in Hamburg-Nord antreten. Sein bisheriger Konkurrent, der Bürgerschaftsabgeordnete Andreas Wankum, hat gestern seine Kandidatur zurückgezogen. "Ich habe mich entschlossen, Dietrich Wersich zu bitten zu kandidieren und die Delegierten zu bitten, ihn zu wählen", sagte Wankum. Er wolle mit seinem Verzicht die Union und den Fraktionsvorsitzenden stärken. Die Verantwortung gegenüber der Partei sei wichtiger als persönliche Ambitionen.

Mit Wankums Rückzug bleibt eine Kampfkandidatur im CDU-Kreisverband Nord aus, bei der er selbst aller Voraussicht nach die Nase vorn gehabt hätte. Doch in den vergangenen Wochen zeichnete sich eine Spaltung der Partei in Nord ab, die vor allem Wersich geschadet hätte. Ein knapper Wahlsieg hätte ihn als Oppositionschef der Bürgerschaft geschwächt, eine Niederlage gar noch schlimmere Folgen haben können. Wersichs Kalkül, sich mit dem Kreisvorsitz eine Machtbasis als Fraktionsvorsitzender zu schaffen, kann nun aufgehen.

"Uns allen war nach dem Machtverlust im vergangenen Jahr bewusst, dass eine innerparteiliche Zerreißprobe drohte", sagte Wersich. "Das wollen wir nicht." Ein Zweikampf hätte sich lähmend auf die Partei ausgewirkt. "Eine Alternative als Partei ist man nur, wenn man sich nicht zerfasert." Nun sollten die Kräfte gebündelt werden. Wersich wolle die parlamentarische Arbeit enger mit der Basis verknüpfen.

+++ "Scholz hat sich seine Grube schon gegraben" +++

Wersich hatte seinen Hut Mitte März in den Ring geworfen, nachdem der bisherige Nord-Kreischef Christoph Ahlhaus erklärte, bei der regulären Wahl am 15. Mai nicht wieder anzutreten. Der Ex-Bürgermeister hatte als Hauptgrund für seinen Rückzug die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen ihn genannt. Dabei geht es um den Verdacht der Vorteilsannahme im Zusammenhang mit seinem Hauskauf. Ahlhaus hat diese Vorwürfe stets abgestritten. Der Rückzug bedeutete zugleich den Abschied von seinen Ambitionen auf einen Sitz im Bundestag.

Die hat Wersich bislang nicht. Ihm geht es noch darum, die CDU bei den Bürgerschaftswahlen 2015 in eine gute Position zu bringen. Ob er selber antreten werde, ließ er gestern offen. "Zu sagen, wer als Spitzenkandidat aufgestellt wird, ist nach einem Jahr Opposition noch zu früh." Es gibt aber schon innerparteiliche Stimmen, die daran zweifeln, dass Wersich sich mit dem Nord-Vorsitz einen Gefallen tut. "Er muss im Interesse seines eigenen Kreises Parteifreunden aus anderen Kreisen auf die Füße treten", sagt ein Christdemokrat. Doch erst einmal ist Wersich der Sieger im Machtkampf um den Kreisvorsitz in Hamburg-Nord. Schließlich kommt Wankum aus dem mächtigen Ortsverband Winterhude, der allein 44 Prozent der Kreismitglieder stellt. Andere Ortsverbände hatten schon ihre Unterstützung für Wankum signalisiert. Zudem hatten Ahlhaus und der langjährige CDU-Landesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Dirk Fischer, beide Winterhuder, für ihn geworben. Dass sich gegen diese Winterhuder Dominanz Widerstand regte, hat Wersich nun für sich nutzen können.

Denn es zeichnete sich ab, dass das Wahlergebnis für den Kreisvorsitz knapp werden würde. "Das hätte niemandem genützt", sagt ein CDU-Mann. Und es war bei Wankum wohl auch die Einsicht, als Buhmann dazustehen, wenn die innerparteilichen Querelen sich auf die Umfrageergebnisse ausgewirkt hätten. Das sah Christoph Ploß, Ortsvorsitzender der CDU Winterhude, schließlich auch ein und stärkte seinem Parteifreund den Rücken: "Ich zolle Andreas Wankum großen Respekt, dass er im Sinne eines vereinten Kreisverbands persönliche Ambitionen zurückgestellt hat." Und ganz umsonst soll Wankums Verzicht dann auch nicht gewesen sein. Er bleibt nicht nur im Kreisvorstand seiner Partei in Hamburg-Nord. Dietrich Wersich kündigte an, dass Wankum nun auch für den CDU-Landesvorstand vorgeschlagen werde.

Es gilt als offenes Geheimnis, dass Wankum mit dem Kreisvorsitz auch eine aussichtsreiche Kandidatur um einen Sitz im Bundestag bei der Wahl im kommenden Jahr verband. Darauf angesprochen sagte er: "Das ist kein Thema im Moment." Das kann es auch noch nicht, schließlich hat sich der derzeitige Mandatsträger Dirk Fischer noch nicht erklärt, ob er wieder antritt. Für den Fall, dass er es nicht tut, ist eines sicher: Den Kreisvorsitz braucht Wankum für eine Bundestagskandidatur nicht.