Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Jenseits der Oberliga, Hamburgs höchster Fußballklasse, spielen nur noch der HSV mit zwei und der FC St. Pauli mit einer Mannschaft. Am letzten Oberliga-Spieltag verloren sich nach offiziellen Angaben 2652 Zuschauer auf neun Plätzen, nicht einmal dreihundert pro Spiel.

In ihren großen Zeiten zogen der SC Concordia, Altona 93, Barmbek-Uhlenhorst, SV Lurup, SC Victoria locker doppelt so viele Menschen zu jedem einzelnen ihrer Heimspiele. Es waren die Zeiten, als Fußballfans zu Tausenden auf Tribünen und Graswällen ihren Spaß hatten.

Es sind nicht nur Kalenderblätter, die die goldenen Jahre des Hamburger Amateurfußballs von der Gegenwart trennen. Es sind Welten. Das Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr. Die kleinen Vereine als Ausbildungsplatz der Großen. Das konkurrenzlose Freizeitangebot für die ganze Familie. Der volksnahe Kick um die Ecke. Alles in den Geschichtsbüchern abgelegt.

Kult allein rettet die Klasse nicht (was übrigens ein paar Ligen höher auch der FC St. Pauli erleben musste). Die Kombination aus mangelnder finanzieller Unterfütterung, sportlicher Fehlplanung und persönlicher Eitelkeit bietet auch dem traditionsreichsten Verein keine Perspektive.

Einige große Namen wie Altona, Bergedorf oder Victoria retten sich noch über die Runden. Seien wir ehrlich: Auch sie werden trotz noch so moderner Konzepte nur überleben, wenn sie mit den nötigen Euros gepolstert sind.