Große Modeketten treiben die Mietpreise in besten Innenstadtlagen in Hamburg auf bis zu 280 Euro pro Quadratmeter in die Höhe.

Hamburg. Das Mode-Label Lacoste zeigt seit Kurzem Flagge am Neuen Wall, die US-Kultmarke Abercrombie & Fitch zieht 2012 in die umgebaute Alte Post, und in Kürze wird der Computerhersteller Apple am Jungfernstieg erwartet - just dort, wo früher das traditionsreiche Modehaus Beutin residierte: Die großen Filialisten sind in Hamburg weiter auf dem Vormarsch.

Laut einer Studie der Maklergesellschaft Lührmann ist der Filialisierungsgrad in den Toplagen der Hamburger City seit 2006 um neun Prozentpunkte gestiegen. Insgesamt gehören mittlerweile rund zwei Drittel aller Geschäfte zu einer internationalen oder nationalen Kette. Die kleinen, inhabergeführten Läden befinden sich hingegen immer weiter auf dem Rückzug.

Im Vergleich der 15 größten Städte in Deutschland rangiert die Hansestadt damit beim Filialisierungsgrad auf Rang 9. Die größten Veränderungen gab es in der Innenstadt der Bankenmetropole Frankfurt am Main, wo der Anteil der Filialisten um mehr als 16 Prozentpunkte zulegte. Auch nach Düsseldorf, Dresden und Berlin drängten die großen Modeketten, Elektronikhändler und Sportartikler verstärkt. Die Anziehungskraft von Dortmund, Essen und Hannover ging hingegen zurück.

"Hamburg gilt bei den großen Filialisten nach wie vor als attraktiver Standort, an dem sich hohe Umsätze realisieren lassen", sagt Lührmann-Sprecher André Stark dem Abendblatt. Derzeit beobachte man eine rapide zunehmende Nachfrage internationaler Einzelhandelsunternehmen, die bereit seien, für allerbeste Lagen Höchstpreise zu bezahlen. Angesagte Modeketten wie Forever 21, Desigual oder die japanische Firma Uniqlo seien bundesweit auf der Suche nach Topstandorten und hätten dabei auch die Hansestadt ins Visier genommen.

Daher ist es kein Wunder, dass die Mieten für die 1-A-Lagen in Hamburg immer neue Höchststände erreichen. 80 bis 120 Quadratmeter große Ladenlokale in der Spitalerstraße können nach Angaben der Makler bis zu 280 Euro pro Quadratmeter kosten. 2006 lag dieser Wert noch bei 240 Euro.

Für die alteingesessenen Läden in der Innenstadt wird die Lage dadurch schwieriger. "Die inhabergeführten Geschäfte können sich solch immens hohe Mieten einfach nicht mehr leisten", sagt Wolfgang Linnekogel, Geschäftsführer der Fachverbände des Hamburger Einzelhandels (FHE). "Daher besteht die Gefahr, dass die Innenstädte immer austauschbarer werden", warnt er. "Am Ende kann man gar nicht mehr erkennen, ob man sich in Hamburg, Bremen oder in München befindet."

Die Liste der Fachgeschäfte, die den Kampf gegen die großen Ketten verloren haben, ist lang. Schon 2002 schloss das Technikkaufhaus Brinkmann in der Spitalerstraße seine Pforten, weil es der wachsenden Konkurrenz der großen Elektronikmärkte nicht mehr gewachsen war. Wo früher das Modehaus Jäger + Koch seinen Sitz hatte, befindet sich heute die Nivea-Dependance von Beiersdorf. Das Kinderparadies am Neuen Wall musste seinen Platz räumen.

Hamburgs City-Managerin Brigitte Engler glaubt aber dennoch nicht, dass es in der Innenstadt zu viele Filialisten gibt. "Aus einer Befragung von Hamburg-Touristen wissen wir, dass diese gerade den noch vergleichsweise hohen Anteil an Fachgeschäften in der City schätzen", sagt sie. Rund 120 inhabergeführte Geschäfte gibt es nach ihrer Rechnung noch in der Innenstadt. Besonders viele befänden sich im sogenannten Nikolaiquartier rund um die Große Johannisstraße. Dieses Gebiet solle nun durch zusätzliche Investitionen gestärkt werden. Geschäftsleute und Behörden planen in dem sogenannten Business Improvement District (BID) gemeinsam die Verschönerung von Gebäuden und Plätzen.