EHEC-Spur führt nach Spanien. Hamburger Forscher: Gurken mit Erreger verseucht. Firma in Málaga wehrt sich. Erster Toter in der Hansestadt?

Hamburg. Wissenschaftler aus Hamburg haben die vermutliche Quelle der Bakterien-Epidemie mit bundesweit Hunderten schweren Durchfallerkrankungen und mehreren Todesfällen gefunden. Das Institut für Hygiene und Umwelt habe die EHEC-Bakterien eindeutig auf vier Salatgurken nachgewiesen, sagte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD).

Drei der Gurken lassen sich laut Behördensprecher Rico Schmidt den spanischen Betrieben "Pepino Bio Frunet" in Málaga und "Hort O Fruticola" in Almería zuordnen. Bei mindestens einer handele es sich um eine Bio-Gurke. Die Herkunft der vierten Gurke war am Abend noch unklar. Die Senatorin berichtete auch von einem Todesfall in Hamburg, der möglicherweise auf den Erreger zurückzuführen sei.

Die neuen Erkenntnisse seien sofort als Schnellwarnung bundesweit herausgegeben worden, sagte Prüfer-Storcks. Sie rief dazu auf, Salatgurken vorerst nicht zu verzehren. Viele Supermärkte nahmen Gurken aus Spanien inzwischen aus den Regalen. Allerdings betonte Prüfer-Storcks, dass die Warnung des Robert-Koch-Instituts (RKI) vor Salat und Tomaten nach wie vor gelte. "Es ist nicht auszuschließen, dass weitere Lebensmittel als Infektionsquelle infrage kommen."

Norddeutsche Gemüsebauer reagierten erleichtert auf die Nachricht, dass spanische Gurken als Bakterienträger identifiziert wurden. Im Zusammenhang mit dem RKI-Hinweis war am Mittwoch ausdrücklich vor Produkten aus Norddeutschland gewarnt worden. Allerdings setzte sich die spanische Firma "Pepino Bio Frunet" zur Wehr. "Ich habe das Gefühl, wir müssen als Sündenbock herhalten", sagte der Geschäftsführer in Málaga der Nachrichtenagentur dpa. Die betroffene Gurkenlieferung sei am 12. Mai nach Hamburg gegangen. Auf dem Großmarkt sei die Palette Tage später zu Boden gestürzt. Das habe die Firma von dem dortigen Kunden erfahren. Möglicherweise sei die untersuchte Gurke so verunreinigt worden. Nirgendwo in seinem Betrieb seien EHEC-Erreger entdeckt worden.

Bei dem verstorbenen Hamburger, möglicherweise erstes EHEC-Todesopfer in der Hansestadt, handelt es sich um einen 38 Jahre alten Mann. Die Feuerwehr hatte ihn in seiner Wohnung gefunden, nachdem ihn sein Arbeitgeber als vermisst gemeldet hatte. Die Obduktion habe ergeben, dass der Mann aus Hohenfelde an einer schweren Durchfallerkrankung gestorben sei, sagte Senatorin Prüfer-Storcks. Er habe sich vor seinem Tod in ärztliche Behandlung begeben, aber EHEC sei dort nicht diagnostiziert worden. Ein Nachweis der Bakterien stehe noch aus. Der 38-Jährige habe ein bis zwei Tage in der Wohnung gelegen. Auffällig: Er war bei der Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers beschäftigt. Dort hatte es in Frankfurt 19 EHEC-Fälle gegeben.

In Hamburg wurden bis gestern 300 Fälle von Patienten gezählt, die mit EHEC infiziert sind oder bei denen der Verdacht besteht. Davon werden 66 in Krankenhäusern wegen der gefährlichen Komplikation des Hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS) behandelt. Auch in Dänemark, Schweden, Großbritannien und den Niederlanden gab es gestern bereits mehrere bestätigte oder Verdachtsfälle auf EHEC.