Eine Glosse von Daniel Herder

Manchmal ereignen sich die aufregendsten Geschichten gar nicht in der Stadt, sondern auf dem Land. Mit einigem Stolz verkündete die Freiburger Polizei (Kreis Stade) jetzt das Ende eines Dramas, das manchem den Atem raubte: Lotta ist wieder da! Sie hatte sich hinter einem Heuballen versteckt.

Lotta ist eine Ziege, aber nicht irgendeine. Immer wieder hatte sie den Menschen jenseits von Harburg die Zukunft korrekt vorhergesagt. Lotta engagierte sich außerdem für den Ausbau der Autobahn 26, zickte gegen die Elbvertiefung und meckerte für die ganzjährige Apfel-Ernte - damit sprach sie vor allem dem Altländer aus dem Herzen. Das ihr angetragene Amt, Präsidentin der Republik Stade zu werden, lehnte sie aber ab, genauso wie den Austausch des springenden Pferdes im Kreis-Wappen gegen eine Ziege. Bei der Google-Suche belegte die Nachricht über Lotta in der Region den zweiten Platz hinter "Salatgurke".

Nachdem Lotta plötzlich verschwunden war, berichtete erstmals in seiner Geschichte "Aktenzeichen XY" über das Verschwinden eines Tieres. Menschen bekundeten ihre Sympathie, indem sie sich falsche Ziegenbärte anklebten, der 1. FC Vorwärts Stade widmete sogar sein Vereins-Motto um in "Hauptsache ziegen", der Hollywood-Film "Männer, die auf Ziegen starren" lief 24 Stunden täglich in Stader Lichtspielhäusern, und aus solidarischer Betroffenheit beschloss Betroffenheits-Rocker Wolfgang Niedecken, seine kölschen Lieder künftig auf norddüütsch Platt zu meckern. Die Sache war ernst.

Den Bock schoss dann aber die Soko "Lotta" ab, die herausfand, dass sich Lotta im Stall vor dem "aufdringlichen Ziegenbock Olaf" versteckt hatte. Ängstlich meckernd habe sie sich erst "beim Erscheinen der Polizei wieder sicher gefühlt und zu erkennen gegeben", heißt es in der Pressemeldung. Feministische Aktionsgruppen sind alarmiert. Von dem anstehenden Prozess Lotta vs. Olaf soll übrigens Alice Schwarzer live berichten.

Na ja, Hauptsache, es gibt keinen Ziegenkrieg.