Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Niemand sollte Marathon-Bundestrainer Ronald "Ron" Weigel böse Absicht unterstellen. Es war wohl schlicht Ahnungslosigkeit, dass der frühere Weltklasse-Geher seinen Athleten fürs nächste Jahr die Teilnahme am Düsseldorfer Marathon empfohlen hat. Hier sollen sie sich, so stellt es sich Weigel vor, für die Olympischen Spiele 2012 in London qualifizieren.

Zur selben Zeit, am 29. April, wird 2012 in Hamburg der Haspa-Marathon gelaufen. Und an den hat der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) bis ins Jahr 2013 die Austragung der deutschen Marathon-Meisterschaften für eine sechsstellige Lizenzsumme verkauft. Allein die Vorstellung, dass die besten Marathonläufer des Landes wie am vergangenen Sonntag auch im nächsten Jahr einen Bogen um Hamburg schlagen könnten, klingt wie ein Stück aus dem Tollhaus. Dass die Agentur Act, die den Hamburg-Marathon seit 2008 ausrichtet, keine vertraglichen Hebel in ihren Schriftsätzen mit dem DLV hat, um dies zu verhindern, ist eins.

Der diesjährige Hamburger Triathlon Mitte Juli leidet bereits darunter, dass der deutsche Verband (wie die meisten anderen auch) seine Sportler drei Wochen später in London für Olympia schwimmen, Rad fahren und laufen lässt. Mag die Entscheidung in diesem Fall wegen der räumlichen Koinzidenz noch verständlich sein, hilfreich ist sie nicht, um den Triathlon-Standort Hamburg zu stärken. Die Verbände gehen ein hohes Risiko. Schwächen sie ihre besten Veranstalter, und zu denen gehören die Hamburger Agenturen Act und Upsolut (Triathlon, Cyclassics), schwächen sie auf Dauer auch ihre Sportarten. Am Ende sind wieder die Sportler die Verlierer.