Ein Kommentar von Kai-Hinrich Renner

Christoph Lütgerts NDR-Reportage "Der Drückerkönig und die Politik" über den Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer, die im Januar im Ersten lief, ist trotz einiger Schwächen verdienstvoll. Seltsamerweise hält sich der TV-Journalist seither aber für den einzig wahren Maschmeyer-Experten.

Als die Journalistenorganisation Netzwerk Recherche, der Lütgert angehört, ein Streitgespräch zwischen Maschmeyer und dem "Spiegel"-Redakteur Markus Grill ankündigte, kam es zum Eklat. Maschmeyer hatte zuvor Lütgert, dem er noch nie ein Interview gab, als Gesprächspartner abgelehnt. Lütgert drohte dem Netzwerk mit Austritt, sollte das Streitgespräch ohne ihn zustande kommen. Das wird es nun nicht: Maschmeyer hat abgesagt.

Lütgert ist daran nicht unschuldig. Maschmeyer schreibt, er habe "mit Befremden ... die öffentlich geführte Debatte über unser geplantes Streitgespräch" verfolgt. Er erwähnt Lütgerts Austrittsdrohung. Seine Absage versteht er als "Beitrag zur Glättung der Wogen". Das mag ein Vorwand sein. Dass Lütgerts Eitelkeit ihm diesen Vorwand liefert, ist bedauerlich. Denn man hätte gern erfahren, warum Maschmeyer einen Strafrechtler gegen den NDR in Marsch setzte und weshalb er, der sonst durchaus mit Journalisten spricht, partout nichts von Lütgert wissen will.