Schalke gegen Duisburg - im Finale in Berlin spielen zwei Teams aus dem Ruhrgebiet um den DFB-Pokal. Die fußballverrückte Region gewinnt in jedem Fall

"Ihr seid das Ruhrgebiet, wo nur die Freundschaft zählt", heißt es in einem Lied des Schlagersängers Wolfgang Petry. Und das Ruhrgebiet ist Pokal, wenn an diesem Sonnabend um 20.30 Uhr im Berliner Olympiastadion das 68. DFB-Pokalfinale zwischen dem MSV Duisburg und dem FC Schalke 04 angepfiffen wird. Dabei steht eines fest: Der Pott geht in den Pott. Und der ganze Pott steht Kopp, oder wat? Nicht ganz. Denn jetzt ma Butter bei die Fische: Bevor an dieser Stelle der Ruhrpott-Slang Überhand nimmt, sei klargestellt: Freundschaft ist im Revier zwar ein wichtiges Gut, hört aber beim Thema Fußball auf.

Der sogenannte "Ruhri", ein Bewohner des größten deutschen Ballungsraums, lässt sich nicht gern "Ruhri" nennen. Man ist lieber ein Dortmunder oder ein Duisburger. Oder eben ein Schalker, obwohl das einstige Industriedorf schon vor vielen Jahren in Gelsenkirchen eingemeindet wurde. Rivalität wird im Ruhrpott großgeschrieben. Aber das konnte Wolfgang Petry nicht wissen, der kommt ja aus Köln.

Wenn sich mit Duisburg und Schalke zwei Ruhr-Rivalen im Pokalfinale gegenüberstehen, kommt zusammen, was für viele zusammengehört - der Pott und der Pott. Da ist zum einen der Ruhrpott, dessen Bewohner als bodenständige Malocher gelten und eine ganz eigene Sprache entwickelt haben. Wenngleich der "Ruhri" das bestreitet ("Hömma, wir ham hier kein Dialekt"). Und da ist zum anderen dieser 5,7 Kilogramm schwere topfartige Pokal mit einem Fassungsvermögen von acht Litern, der seinen Namen seit 1952 und seine goldene Optik seit 1965 nicht mehr verändert hat. Der keine Sponsorenzusätze braucht und seine ganz eigenen Gesetze schreibt.

Dem Gewinner beschert er auch so eine Menge "Schotter", würde man im Ruhrpott sagen. Trotz der ähnlichen Charaktere von Pott und Pott wartet das Revier nun schon seit neun Jahren auf seinen Liebling. 2002 holte Schalke den Topf letztmals in die fußballverrückteste Region Deutschlands. Dabei hätte der Pott sein letztes Gastspiel beinahe nicht überlebt. Der damalige Schalke-Manager Rudi Assauer ließ den Pokal vom Mannschaftsbus fallen. Die zerbeulte Trophäe musste für 32 000 Euro restauriert werden. Immerhin bewiesen die Schalker, dass sie nicht nur im Bergbau herzhaft "zechen" können.

Seit der letzten Pokal-Party im Pott hat sich in der Region zwischen Duisburg und Dortmund viel verändert. Auf dem Weg in den Schacht heißt es zwar noch immer "Glück auf". Dafür durfte sich die Metropolregion rund um die Ruhr 2010 mit dem schicken Titel "Kulturhauptstadt Europas" schmücken. Der MSV Duisburg trägt seine Heimspiele jetzt in der "Schauinsland-Reisen-Arena" aus. Der Stadionname der Schalker gehört einer Bierbrauerei aus dem Sauerland. Rudi Assauer ist nicht mehr Manager bei den "Königsblauen", dafür bezeichnen sich die Superweiber Veronica Ferres und Franziska van Almsick als Schalke-Anhänger. Das hätte es 1935 nicht gegeben, als der berühmte Ernst Kuzorra und seine Schalker im ersten Pokalfinale dem 1. FC Nürnberg unterlagen. Zu einer Zeit, als die Spieler in Gelsenkirchen den Schutt noch selbst aus den Straßen schippten. Heute kommen die Neuers und Metzelders mit kleinen Kulturtäschchen zum Training.

Aber weil am Ende immer noch Fußball gespielt wird, hat der Zweitligist MSV Duisburg die große Chance, Schalke 04 die Saison zu verderben und selbst im Europapokal zu spielen. Ganz nebenbei würden die "Zebras" eine unrühmliche Rekordmarke aus den Vereinsbüchern streichen: Der Meidericher SV stand dreimal im Finale, hat den Pott aber noch nie gewonnen. So weit wollen es die Schalker nicht kommen lassen. Vor allem Stürmer Raúl hat etwas dagegen: Der mehrfache Sieger der Champions League gewann noch nie einen nationalen Pokaltitel. Der Spanier, der sich mit der deutschen Sprache noch schwertut, wäre endgültig im Ruhrgebiet angekommen - und könnte seinem Trainer Ralf Rangnick sagen: "Mach ma zwei Pils logga."

Für Schalke-Fans wäre vor allem wichtig, dass die "Knappen" nach der Meistersause des Erzrivalen Borussia Dortmund ihre eigene große Party hätten. Dann können sie auch wieder ihren Lieblingswitz erzählen: "Sitzt ein Schalker draußen mit Kaffee und Kuchen. Setzt sich eine Wespe auf den Pflaumenkuchen. Der Schalker empört: 'Zieh bloß dat Trikot aus in mein' Garten'."