Ein Kommentar von Achim Leoni

Der Deutsche Handball-Bund händigte gestern ein eindrucksvolles Schriftstück aus. Unter Heiner Brands "Demographie" (sic!) führte es eine lange Liste von Titeln und Triumphen auf, wie sie kein anderer deutscher Handballer hinter seinem Namen vereinigen kann. Nach fast 40 Jahren als Spieler und Trainer geht diese großartige Karriere im Juni zu Ende. Im Glanzlicht dieser Erfolge ist es nur angemessen, dass der Verband seinem Sympathieträger und verdienstvollsten Mitarbeiter eine goldene Brücke gebaut und für ihn eigens den Posten des Handballmanagers geschaffen hat.

Doch Brands neue Mission droht zu scheitern, noch ehe sie begonnen hat. Warum sollten die, die den Bundestrainer Brand ignoriert haben, nun dem Handballmanager Brand Gehör verleihen? Noch dazu, wo sie von ihm als ahnungs- und respektlos abgekanzelt wurden? Anstatt seinen künftigen Partnern die Hand zu reichen, hat Brand drohend die Faust gehoben, so wie bei der WM 2009, als er wütend auf die Schiedsrichter losging.

Die gestrige Brand-Rede war ehrlich, offen, schonungslos. Sie enthielt fraglos Wahrheiten, aber auch Gemeinheiten. Taktisch klug war sie in jedem Fall nicht, das muss einem Strategen wie Brand bewusst gewesen sein. Den Graben zwischen Verband und Vereinen, den er künftig überbrücken soll, hat er selbst weiter vertieft. Vor vier Jahren hätten seine Worte den deutschen Handball womöglich in Aufruhr versetzt. Nun aber, da der WM-Sieg längst verblasst ist, klingen sie nach Trotz und Selbstmitleid. Man hätte Deutschlands erfolgreichstem Handballer einen würdevolleren Abgang gewünscht.