Larissa Kirmair, 26, arbeitet am Lehrstuhl für Tourismusmanagement der Uni Lüneburg
1. Hamburger Abendblatt:
Warum scheinen die Deutschen im Jahr 2011 wieder reisefreudiger zu sein als in den Vorjahren?
Larissa Kirmair:
Ich denke, es ist die erweckte Lust am Reisen, nachdem man zuvor durch Terrorwarnungen, die Aschewolke oder Hitzewellen in Südeuropa irritiert abgewartet hat. Auf Dauer lassen sich die Reiseweltmeister aber nicht aufhalten!
2. Und deshalb buchen die Reiseweltmeister in diesem Jahr so früh?
Kirmair:
Deutsche sind sich einfach sicher, dass sie in Urlaub fahren möchten, und legen sich deshalb schon früh fest. Hinzu kommen natürlich Anreize wie Frühbucherrabatte. Ganz wichtig ist dieses Jahr jedoch, dass die Urlauber Angst vor Engpässen in den Destinationen haben, da viele Reiseziele in Nordafrika aufgrund der aktuellen Geschehnisse gemieden werden.
3. Nach einer Flaute erlebt die besonders bei Hamburgern beliebte Insel Mallorca einen erneuten Aufschwung. Was genau hat sich dort verändert?
Kirmair:
Inselurlaub ist immer aktuell. Mallorca hatte aber mit Veränderungen zu kämpfen, etwa der Diskussion um die Ablehnung des Billigtourismus durch die Insel selbst. Hinzu kamen Nachfragerückgänge während der Wirtschaftskrise. Der wirtschaftliche Aufschwung zeigt aber, dass die Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Reisen steigt - das neue Konzept also ankommt. Es wird aber auch vom generellen Wachstum mitgetragen.
4. Wie begegnen Veranstalter den Umbrüchen in Nordafrika?
Kirmair:
Durch die Instabilität in nordafrikanischen Ländern suchen Urlauber nach Alternativen. Die Nachfrage bricht ein, weil sich die Urlauber nicht mehr sicher fühlen. Spanien, die Türkei, Italien oder auch Kroatien profitieren davon. Reiseveranstalter versuchen, ihre Kontingente durch Sonderangebote trotzdem zu verkaufen oder in anderen Ländern die Kapazitäten zu erweitern, um die Nachfrage umzuleiten.
5. Und doch bleibt das Mittelmeer der Renner: Sind wir bei der Wahl der Reiseziele fantasielos?
Kirmair:
Nein, das nicht. Aber Urlauber wollen die schönsten Wochen des Jahres erleben. Daher verreisen sie gerne wieder dorthin, wo sie das ideale Urlaubsgefühl bereits hatten. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist nach wie vor am wichtigsten. Besonders wenn die wirtschaftliche Lage angespannt ist, wird darauf geachtet. Aber: Der Deutsche spart eher an der Urlaubsdauer, als ganz zu Hause zu bleiben. Erholung und Ruhe, Gastfreundschaft, Landschaft oder Atmosphäre sind ihm wichtig. Am besten sollte dabei die Sonne scheinen. Und der Deutsche legt besonderen Wert auf Sicherheit und Sauberkeit.
