Sven Bernhardt, 43, ist Experte für Wildtiere und Exoten im Hamburger Tierschutzverein

1. Hamburger Abendblatt:

Reptilien und andere exotische Tiere werden vielfach als Haustiere gehalten. Wie stehen Sie dazu?

Sven Bernhardt:

Sehr negativ. Die Tiere werden nicht artgerecht gehalten. Viele verkümmern und bekommen bleibende Schäden, zum Beispiel durch Verbrennungen an Terrarienlampen oder Heizstäben.

2. Welche Tierarten sind für die Haltung zu Hause besonders problematisch?

Bernhardt:

Großechsen wie Warane und Krokodile, aber auch die großen Würgeschlangen sind praktisch nicht privat zu halten, denn sie brauchen viel Platz. Zudem sind sie sehr wehrhaft, sodass ein Umgang mit ihnen viel Erfahrung verlangt. Für Großschlangen gilt: Pro Meter wird ein kräftiger Mann gebraucht, um sie zu bändigen. Chamäleons dürfen sich gegenseitig nicht sehen können: Das ranghöhere Tier kann allein durch Angucken das rangniedere in den Tod treiben.

3. Der Tierschutzverein fordert gesetzliche Vorschriften für private Tierhalter. Wie sollten diese aussehen?

Bernhardt:

Unser Ziel ist eigentlich ein absolutes Handels- und Haltungsverbot. Zumindest sollte es für private Halter strenge Auflagen geben. Zoos müssen Anforderungen zu den Haltungsbedingungen und zur Gestaltung der Anlagen erfüllen, das Personal muss Sachkunde nachweisen. Entsprechende Regeln sollten in einer Gefahrtier-Verordnung auch für private Hamburger Haushalte erlassen werden.

4. Mit welchen typischen Haltungsproblemen werden Sie konfrontiert?

Bernhardt:

Viele Reptilien werden unüberlegt angeschafft. Manche Tiere landen dann bei uns. Oft sind sie ausgetrocknet, weil die Luftfeuchtigkeit nicht stimmte, oder abgemagert. Schlangen und Echsen sind vielfach keine Zuchttiere, sondern noch Wildfänge. Diese verweigern oft das Futter. Bei den Wasserschildkröten sehen wir Panzerschäden. Die Tiere werden massenhaft verkauft - um die 80 Exemplare haben wir hier im Tierheim über den Winter gebracht. Und es gibt immer wieder Fälle, in denen Menschen von Gifttieren verletzt oder sogar getötet wurden.

5. Lässt sich mancher Exot nicht leichter artgerecht halten als ein lauffreudiger Hund?

Bernhardt:

Bedingt ja. Viele Reptilien sind Lauerjäger. Sie warten, bis Beute vorbeikommt. Kleinere Tiere brauchen deshalb relativ wenig Platz. Auch ist der Zeitbedarf geringer als etwa beim Hund, der regelmäßig beschäftigt werden möchte und Auslauf braucht. Für alle Tiere in Menschenobhut gilt allerdings: Sachkunde ist wichtig, um den Hausgenossen tiergerecht halten zu können.