Eine Glosse von Jenny Bauer

Selbst ist der Mann. Während die Aufgabe werdender Väter vor 20 Jahren vor allem darin bestand, im Kreißsaal den On-Knopf der Videokamera zu finden, ohne dabei in Ohnmacht zu kippen, sind die Papis von heute deutlich mehr gefordert.

Wie Ercan Terpe, 26, aus Bramfeld. Gegen drei Uhr nachts weckt ihn Freundin Marlies in der Nacht zum vergangenen Sonntag: "Das Baby kommt!" Während Terpe Sohn Can, 1, ankleidet, geht die werdende Mutter noch mal ins Bad. Plötzlich ruft sie: "Schatzi, ruf mal lieber den Krankenwagen." Terpe parkt den Kleinen im Laufgitter und ruft mal lieber den Krankenwagen. "Zu spät!", kommentiert seine Freundin. Das Köpfchen des Nachwuchses sei schon zu sehen. Zum Glück hat Terpe noch den Sanitäter an der Strippe, der via Telefon eine Anleitung zur glücklichen Geburt diktiert. Er müsse das Köpfchen stützen und mit den Händen tasten, ob die Nabelschnur um den Hals liege. Nicht der Fall. Und da ist der kleine Adrian auch schon auf der Welt.

Jetzt muss nur noch die Nabelschnur abgebunden werden. Bloß womit? Pragmatisch, wie Mann so ist, greift Terpe nach seinem Schuh und zieht den Schnürsenkel heraus. Fertig.

"Ich weiß gar nicht mehr, wie das alles genau war", sagt der Papa. Aber eigentlich habe er ja auch nichts Besonderes gemacht.

Ob der Lagerist nun auf Hebamme umschult? Anfragen von Schwangeren aus der Verwandtschaft liegen bereits vor. Aber das sollen deren Männer mal schön selbst machen. Sonst drehen die womöglich wieder nur Videos.