Talkmaster Reinhold Beckmann tritt mit seiner Band und eigenen Songs heute in Hamburg auf. Ab 20.30 Uhr spielt er im Café Keese.

Cafe Keese. Heute Abend wechselt TV-Talker Reinhold Beckmann die Seiten. Der bekannte Journalist wird zum Musiker, greift in die Gitarrensaiten und tritt mit seiner Band erstmals in Hamburg auf. Im Café Keese spielt er ab 20.30 Uhr eigene Songs.

Hamburger Abendblatt: Was wäre die erste Frage des Talkmasters Beckmann an den Musiker Beckmann?

Reinhold Beckmann: Warum müssen Sie jetzt auch noch Musik machen?

Und was würde der Musiker antworten?

Beckmann : Ab 50 aufwärts wird man ein bisschen unvernünftig. Aber die Musik hat mich schließlich ein Leben lang begleitet. Ich war auf einem sehr musikbewegten Gymnasium in Syke bei Bremen, habe eine klassische Gitarrenausbildung und später in verschiedenen Bands gespielt. Und zu der jetzigen Band bin ich liebevoll getreten worden von unserem Schlagzeuger Helge Zumdieck, der mich das erste Mal in der Sendung von Ina Müller gehört hat, als wir zusammen den Bossa Nova Aguas de Marco von Antonio Carlos Jobim gespielt haben.

Meine erste Frage lautet, ob der frühere Messdiener Reinhold Beckmann ein Anhänger der Todesstrafe ist?

Beckmann:Wie kommen Sie darauf?

Weil Sie in einem Ihrer Songs den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi in bester Mafiamanier in den Kofferraum eines Autos verfrachten.

Beckmann:Das hat mit einer Bandwette zu tun. Ich wollte einen Italien-Song schreiben in der musikalischen Stimmung der 60er-Jahre, und die Bedingung war, dass ich darin vier italienische Namen unterbringe: Adriano Celentano, Michelangelo, Sophia Loren und Silvio Berlusconi. Und es bleibt ja offen, was Berlusconi genau im Kofferraum macht ...

Seit wann schreiben Sie eigene Songs?

Beckmann: In der jetzigen konzentrierten Form seit zwei Jahren. Und ich merke, dass der neue Umgang mit Sprache in dieser verkürzten Form für mich einen großen Reiz hat.

Haben Sie beim Komponieren erst den Text oder die Melodie?

Beckmann: Für mich ist es einfacher, wenn ich zuerst den Text schreibe. Bei drei bis vier Liedern von den insgesamt 21 Stücken war erst die Melodie da, aber dieser Weg ist für mich viel schwieriger.

Wann haben Sie die besten Ideen?

Beckmann: Sehr oft früh morgens direkt nach dem Aufstehen. Und dann muss ich das sofort notieren. Ich habe jetzt immer einen Haufen Zettel bei mir. Wenn ich die Dinge nicht sofort aufschreibe, ist die Idee am nächsten Tag wieder weg. Das hat vielleicht auch was mit dem Alter zu tun ...

Blixa Bargeld von den Einstürzenden Neubauten hat gesagt, etwas wirklich Neues bei einem Song geschieht nur, wenn man nicht mehr die Kontrolle hat. Sie wirken im Fernsehen immer sehr kontrolliert. Können aus dieser Haltung gute Songs entstehen?

Beckmann: Was wir machen, ist sehr akustisch - mit Gitarren, Flügelhorn und Klavier. Folkig, manchmal auch ein wenig jazzig. Das entspricht eher den stillen Songs. Aber ich verstehe, was er meint. Bei mir ist es eher so, dass dieses Unkontrollierte beim Musikmachen stattfindet. Das ist das Wunderbare, wenn man sich in der Musik verlieren kann. Das ist beim Fernsehen nicht möglich, das geht nur auf der Bühne und ist ein unschlagbares Gefühl.

Haben Sie ein musikalisches Vorbild?

Beckmann: Es gab in meiner Jugend den klassischen Zweikampf zwischen den Stones und den Beatles. Durch meinen ältesten Bruder kam noch eine dritte Komponente dazu, nämlich die Beach Boys. Als er uns das Album "Pet Sounds" vorspielte, waren wir begeistert. Schwer verliebt war ich später in die kanadische Songwriterin Joni Mitchell.

Wollen Sie in Hamburg ernsthaft Ihren fröhlichen Bremen-Song spielen?

Beckmann:Ja klar! Ich bin gespannt, wie die Hamburger reagieren. Das ist der große Laktattest für die Toleranz der Hamburger.